Piranha 3D Filmkritik

Piranha 3D FilmkritikWas ist der Alptraum aller Taucher und Schwimmer? Ganz klar: Haie! Glücklicherweise sind die Meeresräuber in Flüssen und Seen ebenso selten wie „Nessie“ anzutreffen. Grund zum Durchatmen besteht dennoch nicht. Denn in so manchen Flüssen lauern die berühmt-berüchtigten Piranhas: Je nach Art bis zu 40 Zentimeter lange Raubfische mit rasiermesserscharfen Zähnen, die angeblich eine Kuh – oder einen Menschen – binnen weniger Minuten bis auf die Knochen abnagen können, wenn sie Lust dazu verspüren.

Angesichts dessen überrascht es, wie sträflich diese gefürchteten Fische bislang vernachlässigt wurden. Abgesehen von einigen meist kleineren Produktionen halten sich Filme über die „Mini-Haie“ in überschaubaren Grenzen. Jedenfalls bis sich Frankreichs Jungstar Alexandre Aja („High Tension“) anschickte, typisch amerikanischen Horror mit seinen bizarren Gewaltphantasien zu vermengen und dem Ganzen eine gerade aktuelle „In 3D!“-Schleife zu verpassen. Ob er sich an „Piranha 3D“ die Zähne ausgebissen hat, erfahrt ihr in nachfolgender, garantiert ungefährlicher Kritik.

Zum Anbeißen heiße Kelly Brook
Semesterferien an den Schulen und Universitäten versetzen junge Amerikaner in Partylaune. Auch der ansonsten ruhige Lake Victoria bleibt vom vergnügungssüchtigen Jungvolk nicht verschont: Zu Tausenden strömen die fröhlichen Studenten an den beschaulichen See, um so richtig abzufeiern. Tabus? Ein Fremdwort! Spaß ist angesagt!

Außer für Jake (Steven R. McQueen). Dessen Mutter (Elisabeth Shue) ist nämlich Sheriff in dem kleinen Ort und hat alle Hände voll zu tun, das Partyvolk zumindest halbwegs unter Kontrolle zu halten. Für Jake bedeutet dies, als Babysitter für seine jüngeren Geschwister Laura (Brooklynn Proulx) und Zane (Sage Ryan) einspringen zu müssen. Nur widerwillig übernimmt er die lästige Pflicht. Schließlich hat ihm der skrupellose Pornoproduzent Jones (wunderbar schleimig: Jerry O’Connell) versprochen, ihn als Location-Scout für seinen neuen Film zu engagieren und somit der schönen Pornodarstellerin Danni (Kelly Brook) näherzukommen.

Für den kreuzbraven Jugendlichen ein Interessenskonflikt: Er möchte seine Mutter nicht enttäuschen, andererseits die Chance seines Leben auch nicht verpassen. Es kommt, wie es kommen muss: Die Hormone siegen über die Vernunft und Jake lässt seine Geschwister allein, um beim Pornodreh an Bord einer Yacht mitten auf dem See zu assistieren. Ein verhängnisvoller Fehler. Denn prähistorische Piranhas, die eigentlich als längst ausgestorben galten, haben Jahrmillionen in einem Höhlensystem unter dem See überlebt und finden plötzlich ungehinderten Zugang zum Gewässer vor. Zu fressen gibt es auch allerlei, tummeln sich doch hunderte knackiger Jugendlicher im Wasser …

Trash vom Feinsten
Der damals blutjunge James Cameron gab mit „Piranha 2 – Fliegende Killer“ 1981 sein Regiedebüt, das für ihn zum puren Alptraum auswachsen sollte. Ständige Streitereien mit den Produzenten, unablässig wurde ihm ins Handwerk gepfuscht und an den Endschnitt ließ man ihn erst gar nicht heran. Durchaus verständlich also, dass der Kanadier aus dem Fiasko seine Lehren und Konsequenzen zog und seither alle Fäden bei seinen Filmen höchstpersönlich zieht und sich jegliche Einmischung verbittet. Etwas Gutes hatte „Piranha 2 – Fliegende Killer“ dennoch: Er freundete sich bei den Dreharbeiten mit einem gewissen Lance Henriksen an, der in gleich zwei James-Cameron-Filmen auftreten sollte.

Zugleich geht „Piranha 3D“ als wohl erstes Remake eines Cameron-Films in die Geschichte ein. Das übliche Unbehagen bei Neuverfilmungen ist meist absolut berechtigt. Doch bekanntlich bilden Ausnahmen die Regel, und die Ausnahme dieser Regel verantwortet Alexandre Aja. Sein unverschämt günstig produzierter Horrorstreifen – das Budget von 24 Millionen Dollar ginge in anderen Filmen für die Gage des Hauptdarstellers drauf – ist um Wellenlängen besser als das Original!

Die Gründe hierfür sind recht einfach zu nennen. Zum einen bietet Aja dem Zuschauer das, was er sich von einem Film über Killerfische erwartet: Trash pur! Ungeniert plündert der Franzose den Genre-Fundus und verdichtet unzählige Klischees und Horrorkonventionen zu einem Trash-Spaß der Sonderklasse. Natürlich sind die jungen Leute allesamt attraktive Hohlköpfe, die viel zu spät merken, in welcher Gefahr sie sich befinden; ausgerechnet zum ungünstigsten – jedenfalls aus Sicht der Badebesucher – Zeitpunkt verirren sich die Piranhas in den See; der männliche Hauptdarsteller hat nichts als Mädels im Kopf und wächst schlussendlich über sich hinaus. Garniert wird das Ganze mit flotten Sprüchen, halbwegs soliden Dialogen und einigen wirklich witzigen Szenen.

Alles halb so wild
Von Beginn weg lässt Aja keinen Zweifel daran, einen formell ernsthaften, jedoch stets augenzwinkernden Horrorfilm produziert zu haben. In einer grandios ekligen und zugleich amüsanten Szene nagt ein Piranha einem seiner Opfer den Penis ab, verschlingt diesen und würgt ihn kurz darauf wieder aus. Derlei makabrer Humor zieht sich durch den gesamten Film. Dennoch ist „Piranha 3D“ weit davon entfernt, eine belanglose Horrorkomödie darzustellen. Gerade die blutigen Sequenzen werden effizient und detailreich bebildert, was die hohe FSK-Einstufung erklärt. Niemand sollte sich vom harmlosen Ersteindruck des Streifens täuschen lassen: Ajas Film ist definitiv dem Horrorgenre zugehörig und geizt nicht mit expliziten Effekten. Genauso wenig übrigens wie mit nackten Tatsachen. Unter anderem darf Erotikmodel Kelly Brook ihre Zwillings-Möpse Gassi führen.

Verschwenderisch geht Aja auch mit einigen seiner Stars um. Elisabeth Shue und Ving Rhames erledigen ihre Arbeit wie immer vorzüglich, wenngleich eine Spur zu ernsthaft. Ganz im Gegensatz zu Jerry O’Connell: Seine Verkörperung eines schleimigen, wie auch eiskalten Pornoproduzenten schwankt zwischen amüsant und heillos übertrieben.
Nicht viel sieht man von Christopher Lloyd (Doc Brown aus den „Zurück in die Zukunft“-Filmen), Dina Meyer („Starship Troopers“) sowie „Der weiße Hai“-Star Richard Dreyfuss: Ihre Szenen hätten ohne weiteres weniger bekannte Namen übernehmen können und tragen zur Handlung wenig bis gar nichts bei. In einer winzigen Nebenrolle ist übrigens das Enfant Terrible des Genres zu sehen: „Hostel“-Regisseur Eli Roth.

„Piranha 3D“ macht so gut wie alles richtig, setzt auf eine ausgewogene Mischung aus Horror und Augenzwinkern, und drückt aufs Tempo, statt den Zuschauer unnötig lange auf die heimlichen Protagonisten, die Piranhas, warten zu lassen. Erfreulich auch der Umstand, endlich mal keine Botschaft mit dem Vorschlaghammer eingetrichtert zu bekommen: Am Auftauchen der Piranhas sind weder böse Kapitalisten durch illegales Abladen von Umweltgiften schuld, noch das US-Militär. Es ist schlichtweg Zufall, dass die Millionen Jahre in einem eigenen Ökosystem gefangenen Piranhas plötzlich Zugang zum See finden.

Die letzte Sequenz lässt zwar die Möglichkeit eines Sequels offen, wählt hierfür aber einen überraschenden und gelungenen Schlussgag.

Fazit: „Piranha 3D“ ist beste Unterhaltung die hält, was sie verspricht. Angesichts des finanziellen Erfolges sollte eine Fortsetzung möglich sein, die hoffentlich wiederum Aja in die Hände nehmen wird. Dieser Mann wird einfach von Film zu Film besser …


Darsteller

  • Elisabeth Shue … Julie Forester
  • Ving Rhames … Deputy Fallon
  • Jerry O’Connell … Derrick Jones
  • Steven R. McQueen … Jake Forester
  • Jessica Szohr … Kelly
  • Kelly Brook … Danni
  • Riley Steele … Crystal
  • Adam Scott … Novak
  • Ricardo Chavira … Sam
  • Dina Meyer … Paula
  • Paul Scheer … Andrew
  • Eli Roth … Moderator des „Wet T-Shirt“-Bewerbs
  • Christopher Lloyd … Mr. Goodman
  • Brooklynn Proulx … Laura Forester
  • Richard Dreyfuss … Matt Boyd
  • Sage Ryan … Zane Forester
  • Cody Longo … Todd Dupree
  • Brian Kubach … Brett
  • Ashlynn Brooke … Cheerleader

Regie
Alexandre Aja

Produktionsland, Jahr
USA, 2010

Piranha 3D Trailer

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