Manos: The Hands of Fate

Manos: The Hands of Fate FilmkritikDieser sogenannte “Film” wurde 1966 mit einem Budget von selbst damals lächerlichen 19.000 $ gedreht. Der Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in einer Person hatte gewettet, dass er einen populären Horrorfilm mit einem extrem niedrigen Budget drehen könnte. Wette gewonnen.

Worum geht es nun in diesem berühmt-berüchtigten Film, der bei IMDB lange Zeit die unangefochtene Nummer eins der am niedrigsten bewerteten Filme stellte?

Ein Ehepaar fährt mit seiner fünfjährigen Tochter auf Urlaub. Irgendwie verschlägt es sie in eine seltsame Gegend und sie machen Halt bei einem kleinen Motel. Der Besitzer ist ein merkwürdiger Typ, der ständig irgendwas von titelgebendem „Manos“ faselt, der sie nicht leiden könne. “Manos“ ist wohl eine Art Dämon, der von einem Kult verehrt wird. Klar, dass die Drei in die Hände des Kultes fallen.

Der Film verblüfft von Anfang an: Man beobachtet zunächst ungefähr eine viertel Stunde lang Landschaften, die am (offensichtlich mehrere Male die Marke wechselnden) Auto vorbei ziehen. Untermalt wird das Ganze durch schauderhafte Bar-Musik, die an eine völlig untalentierte Shirley Bassey-Imitatorin erinnert.

Aber es kommt noch besser: Wenn man das kleine Mädchen zum ersten Mal reden hört, fragt man sich unweigerlich: „Wieso klingt die so komisch?“.
Die Antwort: Gedreht wurde der Film mit einer Kamera, die lediglich 32 Sekunden Aufnahmen an einem Stück erlaubte – allerdings ohne Tonspuren. Was bedeutet, der Film musste nachvertont werden (das kennen wir doch aus einem Arnie-Film?).
Sämtliche Darsteller wurden deshalb von einer Frau und zwei Männern nachvertont.

Vom Tempo her ist der Film eine Katastrophe: Stellt euch folgendes vor. Ein Ehepaar ist im Motel und sieht ein Bild an der Wand, das ihnen Angst macht (warum, wird natürlich nie geklärt). In jedem anderen Film der Geschichte würde man dieses Bild höchstens ein paar Sekunden lang sehen. Hier ist es (ich vermute, es handelt sich um ein Standbild, da die Kamera ausnahmsweise nicht wackelt, als würde sie von einem Discotänzer beim Üben geführt) schätzungsweise insgesamt eine Minute im Bild.

Nicht einmal rein zufällig ist eine Szene auch nur ansatzweise gelungen – es ist einfach alles grotesk mies oder völlig sinnlos, wie etwa ein junges Pärchen, das in einem Auto knutscht. Ein Polizeiwagen bleibt stehen und ein Bulle sagt ihnen, sie sollten verschwinden. Ist das interessant? Lustig? Hat das irgendeinen Bezug zur Story? Nein.
Genau so gut hätte man auch eine Szene einflechten können, wie in Tokio ein Japaner Sushi bestellt. Es ist vollkommen sinnlos.

Übrigens: Etwa eine halbe Stunde später sieht man das gleiche Pärchen im Wagen erneut knutschen, und wieder wird es vom Polizisten aufgefordert zu verschwinden.
Und immer noch ergibt die Szene absolut keinen Sinn, außer den, etwas Zeit zu schinden.

Apropos Zeit schinden: In Verbindung mit dem Versuch, absolut jeden Anflug von Suspense im Keim zu ersticken, sind selbst die „spannenden“ Stellen von quälender Länge durchzogen.
Dem ungläubigen Betrachter wird minutenlang gezeigt, wie sich sechs weibliche Anhänger des Kultes (allesamt in dünne, weiße Laken gehüllt, mit sichtbaren BHs) balgen. Und dies dermaßen dilettantisch, dass man aufschreien möchte. Übrigens haben auch diese (ich weiß auch nicht – vielleicht wollte man damit das männliche Publikum „scharf machen“?) Szenen null Zusammenhang mit dem Plot (falls es überhaupt einen gibt).

Für Splatterfans interessant könnte eine innovative Tötungsmethode sein: Ein untreuer Diener Manos wird auf eine Art Opferstock gelegt und von den sechs Weibchen … ja, was? … in sadistischer Weise massiert, gekitzelt, ich weiß es nicht. Man sieht, wie sie ihre Hände sanft über seinen Oberkörper gleiten lassen. Zu welchem Zweck, keine Ahnung! Soll aber irgendwie gefährlich sein, vermute ich.

Gegen Ende des Films merkt man dann doch, dass das Budget ausgeschöpft war. Die zwei Polizisten, die für gewöhnlich damit beschäftigt sind, knutschende Pärchen zu verfolgen und zu vertreiben, hören etwas Verdächtiges. Sie bleiben stehen, machen die Taschenlampen an, steigen aus, machen ein paar Schritte und kehren wieder um.

Höhepunkt des Filmes: Ein schweißtreibender Klapperschlangenangriff. Das sieht folgendermaßen aus: Das Ehepaar ist mit seiner Tochter auf der Flucht durch die Wüste. Die Frau brabbelt irgendwas, dem Typen fällt ein: „He, ich hab ja noch meinen Revolver!“, Schnitt auf eine Schlange, Schnitt auf den Typen, wie er zwei Schüsse abfeuert, Schnitt auf die Schlange. Dass die Schlangenszene aus irgendeinem anderen Film (vermutlich Schnippsel, die niemand mehr brauchte) „entliehen“ wurde, ist mehr als offensichtlich.

Anscheinend war die Nachvertonung mit Zeitdruck verbunden: Als der Hauptdarsteller von einer Frau mehrfach ins Gesicht geschlagen wird, hört man beim ersten Schlag … nichts.

Wer also glaubt, „Battlefield Earth“; „Batman&Robin“ oder einer dieser billigen „Horror“-Filme aus den 80ern, die nur fürs Videogeschäft gedreht wurden, wären schlechte Filme, wird nach diesem Film anders darüber denken.

Übrigens: „Manos“ ist das spanische Wort für „Hand“. Somit lautet der Titel eigentlich „Hands: The hands of fate“.


Darsteller

  • Tom Neyman … The Master
  • John Reynolds … Torgo
  • Diane Mahree … Margaret
  • Harold P. Warren … Michael

Regie
Harold P. Warren

Produktionsland, Jahr
USA, 1966

Manos: The Hands of Fate Trailer



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