Louder than bombs Kritik

Louter Than Bombs FilmkritikDrei Jahre ist es jetzt her, dass Isabelle (Isabelle Huppert) – eine erfolgreiche und bekannte Kriegsfotografin – gestorben ist. Nun soll eine Ausstellung mit den Fotos der Verstorbenen ihr zu Ehren abgehalten werden. Diese Ausstellung bietet die Möglichkeit, dass die zurückgebliebenen Familienmitglieder widervereint werden: Vater Gene (Gabriel Byrne), der jetzt erst so langsam einen Neustart im Leben wagen kann aber immer noch nicht über den Tod der Frau hinweg ist. Er hat kein allzu gutes Verhältnis zu seinen beiden Söhnen Jonah (Jesse Eisenberg), einem jungen Hochschul-Professor sowie frischgebackenen Vater, und dem pubertierenden Conrad (Devin Druid). Gene versucht, seine „restliche“ Familie wieder näher zusammenzubringen. Im Laufe der Wochen und je näher die große Ausstellung in New York rückt, desto mehr unterdrückte Gefühle und Geheimnisse aus der Vergangenheit kommen ans Licht.

Mit „Louder than bombs“ meldet sich der norwegische Regisseur Joachim Trier im Filmgeschäft zurück. Über vier Jahre liegt sein gefeiertes Drama „Oslo, 31. August“ zurück, davor inszenierte er den experimentellen Kunstfilm „Auf Anfang“ von 2006, sein Filmdebüt. Für „Louder than bombs“ konnte Trier – der entfernt mit dem dänischen Regie-Exzentriker Lars von Trier verwandt ist – eine Vielzahl international renommierter Schauspieler gewinnen, von Jesse Eisenberg über David Strathairn bis hin zu Isabelle Huppert, einer der erfolgreichsten europäischen Schauspielerinnen unserer Zeit. Gedreht wurde „Louder than bombs“ im September und Oktober 2014 in New York City.

Für dieses komplexe Beziehungsgeflecht und die wirre Erzählstruktur des Films, benötigt man als Zuschauer in jedem Fall Ausdauer. Auch ein Hang zu den mitunter ein wenig verworrenen, vielschichtigen Filmen z.B. eines Richard Linklater („Tape“, „Newton Boys“) oder Jeff Nichols („Mud“) kann nicht schaden. In „Louder than bombs“ wird ohne Unterlass zwischen den Perspektiven, Handlungsebenen und Zeiten gesprungen, Regisseur Trier möchte hier besonders kunstvoll und ambitioniert zu Werke gehen. Stellenweise gelingt es ihm auch, aber mitunter überfrachtet und überlädt er seinen Film damit derart, dass es den Gesamtgenuss deutlich trübt. Und sein Film erweist sich auf diese Weise leider (inhaltlich wie erzählerisch) auch unnötig kompliziert und als nur schwer zugänglich.

Für einen Lichtblick sorgt das exquisite, starke Star-Ensemble, das Trier für sein drittes Werk gewinnen konnte. Allen voran Gabriel Byrne überzeugt als am Tod der Frau zu Grunde gehender Witwer, der alles dafür tut, um die Familie wieder zu vereinen und die Streitigkeiten mit seinen Söhnen zu beenden. Auch Isabelle Huppert hat starke und lichte Momente, auch wenn sie praktisch den ganzen Film über nicht wirklich anwesend ist, zumindest nicht in der Gegenwarts-Handlung. Aber obwohl die Darsteller ihre Sache glaubwürdig und nachvollziehbar machen, bleiben einem die Figuren weitestgehend fremd und sie erscheinen seltsam distanziert und kühl. Dies liegt nicht an den Schauspielern, sondern vielmehr am Skript, das den Figuren ab und an kaum nachvollziehbare Handlungs- und Verhaltensweisen auferlegt. Ein Beispiel dafür ist der Grund für den Tod von Isabelle, der – wie sich bald herausstellt – mit Nichten einem Unfall geschuldet ist.

Fazit: Unnötig kompliziertes, inhaltlich sowie inszenatorisch überfrachtetes und verschachteltes Familien-Drama und Arthouse-Kaleidoskop, das immerhin mit soliden Darsteller-Darbietungen aufwarten kann.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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