Lost Place Kritik

Lost PlaceElli (Jytte-Merle Böhrnsen) und Daniel (François Goeske) teilen dasselbe außergewöhnliche Hobby, das vor allem in den letzten Jahren weltweit seinen Siegeszug antrat: Geocaching, die virtuelle GPS-Schnitzeljagd. Kennengelernt haben sich die Beiden im Internet und nun wollen sie gemeinsam auf Schatzsuche gehen. Sowohl Daniels’ Freund Thomas (Pit Bukowski), als auch Ellis Freundin Jessica (Josefine Preuß) werden zum Mitkommen gezwungen, und sollen Elli und Daniel bei der „Schatzsuche“ unterstützen. Die Jugendlichen müssen jedoch schnell feststellen, dass im Pfälzer Wald, in dem sie das Koordinaten-Rätsel lösen wollen, unheimliche Dinge vor sich gehen. Mitten im Dickicht begegnen sie plötzlich einem unheimlichen Mann (Anatole Taubman) in einem Strahlenanzug. Er warnt die Jugendlichen, das Gebiet so schnell wie möglich wieder zu verlassen, doch sie ignorieren ihn. Als Jessica dann aber spurlos verschwindet wird ihnen bewusst, dass sie auf den mysteriösen Fremden hätten hören sollen.

Es kommt selten genug vor, dass Mystery-Thriller aus Deutschland den Weg auf die große Leinwand finden. „Lost Place“ – das Spielfilmdebüt des Drehbuchautors Thorsten Klein – ist jenem Genre zuzuordnen und macht in seiner Funktion als mit Horror-Elementen ausstaffierter, auf Spannung setzender Thriller viel richtig. In der zweiten Jahreshälfte 2011 in verschiedenen Teilen Deutschlands gedreht, kann „Lost Place“ vor allem durch seine unheilvolle Atmosphäre und die außergewöhnliche Story überzeugen. Auch technisch muss sich der Film vor großen Hollywood-Blockbustern nicht verstecken, allen voran was das Sounddesign betrifft („Lost Place“ nutzt als erster deutscher Kinofilm das neue DolbyAtmos–Tonformat). Dass Regisseur Klein mit „Lost Place“ jedoch nicht der ganz große Wurf gelingt, liegt an der Fülle an genretypischen Klischees, denen sich der Film bedient.

Regisseur Klein und seine Koautorin Lena Vurma beweisen mit der Story von den vier Jugendlichen und ihrer GPS-Schnitzeljagd durch den Pfälzer Wald Kreativität und Einfallsreichtum. Hier geht es ausnahmsweise einmal nicht um eine deformierte Hinterwälderfamilie, eine Gruppe blutdurstiger Zombies oder einen geisteskranken Serienkiller, denen sich die attraktiven Jugendlichen ausgesetzt sehen. Klein und Vurma verpflanzen ihren Film ins digitale Zeitalter des Jahres 2013, weshalb hier auch die gegenwärtig schwer angesagte, elektronische Schatzsuche via GPS eine zentrale Rolle spielt und die Jugendlichen in die bedrohlichen Wälder lockt. Die obligatorische Autopanne oder den allseits beliebte Survival-Trip in der freien Natur sucht man hier vergebens.

Ein weiterer großer Pluspunkt des Films ist seine stets anrüchig-bedrohliche Stimmung und die gruselige Atmosphäre, die dem Film konstante Spannung verleiht. „Lost Place“ beweist an dieser Stelle, dass auch deutsche Thriller-Produktion Suspense auf hohem Niveau liefern können. Der Film hätte gar eine der stärksten deutschen Kino-Produktion im Herbst 2013 werden können, wenn Klein die Fülle an Klischees und Vorhersehbarkeiten ab der zweiten Filmhälfte vermieden hätte. Sei es der gottverlassene Campingplatz, die vor Betreten bestimmter Zonen warnenden Schilder und Hinweise oder auch die allseits bekannte Hand im Unterholz – schade, dass „Lost Place“ hier nicht mehr Eigenständigkeit beweist und dramaturgisch zu oft auf Nummer sicher geht.

Fazit: Zu weiten Teilen gelungener Mystery-Horror aus Deutschland mit einer starken Ausgangsidee und einer bedrohlichen Stimmung. Einzig die Reihe an Klischees und Vorhersehbarkeiten in der zweiten Film-Hälfte sorgt für Ernüchterung.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider


Regie:

  • Thorsten Klein

Darsteller:

  • François Goeske
  • Josefine Preuß
  • Jytte-Merle Böhrnsen
  • Pit Bukowski
  • Anatole Taubman
  • Björn Bugri
  • Rike Eckermann
  • Georg Kammerer

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