In Time Kritik

In-Time-Hauptplakat

Der neuseeländische Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol gilt spätestens seit seinem Drehbuch für Peter Weirs Satire-Drama „Die Truman Show“ (1998) als Spezialist für düstere Zukunftsvisionen und Gesellschaftskritik. Schon ein Jahr zuvor konnte er einen ersten Achtungserfolg mit seinem Debütfilm „Gattaca“ erzielen. Die Kritiker zeigten sich damals beeindruckt von Niccols stargespickter, düster-beklemmenden Zukunftsparabel. Der Film erzählte von einer zweigeteilten, totalüberwachten Gesellschaft, in der Genmanipulation über Schicksal und Zukunft der Menschen entscheidet. Die Prämisse vom Zwei-Klassen-System in einer trostlosen, diktatur-ähnlichen Gesellschaft greift Niccol in seinem neuesten Film nun erneut auf. War es in „Gattaca“ noch die Gentechnik, die über Leben und Tod entschied, spielt in „In Time“ die Zeit als alleinige „Währung“ der Menschen die tragende Rolle.

Für seine vierte Regie-Arbeit konnte Niccol eine ganze Reihe an prominenten Darstellern gewinnen. In den Hauptrollen besetzte er mit Justin Timberlake und Amanda Seyfried zwei publikumswirksame Schauspieler, die aktuell zu den gefragtesten ihrer Art in Hollywood zählen. Allein Timberlake war in diesem Jahr mit drei Filmen in den Kinos zu sehen – neben „In Time“ spielte er 2011 die männliche Hauptrolle in „Bad Teacher“ und „Freunde mit gewissen Vorzügen“. Amanda Seyfried gelang in diesem Jahr mit dem Horror-Märchen „Red Riding Hood“ der internationale Durchbruch, der sie in die Top-Liga der weiblichen Jungdarstellerinnen katapultierte. Daneben geben sich Cillian Murphy („Sunshine“, Red Eye“) und Olivia Wilde („Tron: Legacy“, „Cowboys & Aliens“) die Ehre, die die namhafte Besetzung vervollständigen. Auch die Position des Kameramanns wurde prominent besetzt. Der achtfach Oscar-nominierte Brite Roger Deakins sorgte bei „In Time“ für die durchgestylten Bilder. Deakins ist vor allem für seine Arbeit mit den Coen-Brüdern bekannt („Barton Fink“, „Fargo“, „No country for old men“ u.a.).

© 2011 Twentieth Century Fox

Zur Story: In einer nicht allzu fernen Zukunft ist es Wissenschaftlern gelungen, den Alterungsprozess zu stoppen und die Menschen unsterblich werden zu lassen. Jeder Mensch hört nun mit 25 Jahren auf, äußerlich zu altern. Mit der Unsterblichkeit jedoch ergab sich ein neues Problem, die Überbevölkerung. Die Lösung des Dilemmas: Ab dem 25. Lebensjahr bekommt jeder Mensch noch ein Jahr geschenkt, danach muss er für sein Leben wie für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen und „Lebenszeit“ durch harte Arbeit dazuverdienen. Will Salas (Justin Timberlake) ist ein einfacher Arbeiter aus dem Ghetto, der sich seine Lebenszeit täglich erarbeiten muss. Zufällig bekommt Will eines Tages von einem wohlhabenden Mann dessen gesamte Lebenszeit geschenkt. Die sogenannten „Timekeepers“ (Zeitwächter) jedoch verdächtigen ihn des Mordes an dem Mann, um an dessen wertvolle Lebenszeit zu kommen. Will muss seine Unschuld beweisen. Auf seiner waghalsigen Flucht nimmt er die reiche und attraktive Sylvia (Amanda Seyfried) als Geisel und ein Rennen auf Leben und Tod beginnt…

© 2011 Twentieth Century Fox

Regisseur Niccols beleuchtet in seinem neuesten Werk eine zwar ziemlich weit hergeholte aber dennoch hochinteressante Zukunftsvision: Zeit ersetzt Geld als Währung. Was wäre, wenn Zeit das Geld ablöst und man sich durch Arbeit eben kein Geld sondern Lebenszeit dazuverdienen müsste? Aus dieser Grundidee strickt Niccol einen durchweg soliden Zukunfts-Thriller der in Sachen Spannung und Tempo über die gesamte Laufzeit ein hohes Niveau hält. Sicherlich, die Story weist mitunter erschreckende Logiklöcher auf und wirkt alles in allem trotz der authentischen Umsetzung natürlich nur schwer glaubwürdig. Wer sich an der hanebüchenen Ausgangssituation und abstrusen Plotkonstruktion jedoch nicht stört, bekommt einen unterhaltsamen Mix aus Science-Fiction, Action und Gesellschaftskritik geboten, mit der Betonung auf Action. „In Time“ bietet fast zwei Stunden mitreißende Verfolgungsjagden und Hochglanz-Bilder, die vor allem die junge Zielgruppe begeistern dürften. Schnell wird in diesen Szenen deutlich, wie die 40 Millionen Dollar Produktionskosten investiert wurden: In Effekte und Ausstattung. Der gesellschaftskritische Aspekt (soziale Ungerechtigkeit, Zwei-Klassen-System) des Films dient hier jedoch lediglich als Mittel zum Zweck und wird nur oberflächlich behandelt. In dieser Hinsicht fällt „In Time“ im Vergleich zu Niccols Werk „Gattaca“ deutlich ab.

Auch darstellerisch enttäuscht der Film nicht, setzt hier aber auch längst keine Glanzpunkte. Justin Timberlake und Amanda Seyfried als Hauptdarsteller-Duo sind zwar hübsch anzusehen und passen perfekt zum hellen, neonfarbenen Edel-Look des Films, schaffen es jedoch nur bedingt, ihren Figuren emotionale Tiefe und Ausdruck zu verleihen. Einzig Cillian Murphy vermag in seiner Rolle als „Timekeeper“ vollends zu überzeugen. Sein abgeklärtes, undurchsichtiges Spiel und der für Murphy typische elegische Gesichtsausdruck machen seine Figur unberechenbar.

Raymond Leon (Cillian Murphy) © 2011 Twentieth Century Fox

FAZIT: „In Time“ ist ein solider Zukunfts-Thriller der mit einer spannenden Grundidee punktet und durch seine moderne Optik und die neonfarbenen Bilder überzeugt. Die allenfalls mittelmäßigen schauspielerischen Leistungen und die Story-Logiklöcher trüben jedoch den Gesamteindruck.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller

  • Amanda Seyfried
  • Justin Timberlake
  • Cillian Murphy
  • Shyloh Oostwald
  • Johnny Galecki
  • Colin McGurk
  • Olivia Wilde
  • Will Harris
  • Michael William Freeman
  • Jesse Lee Soffer
  • Aaron Perilo
  • Nick Lashaway

Regie
Andrew Niccol

Erscheinungsjahr
2011

In Time Trailer

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5 Kommentare

  1. Tut mir schrecklich leid,

    aber ich habe grade 6 Euro bezahlt um mir diesen Film im Kino anschauen zu „dürfen“ und muss sagen: Ich hätte gern meine Zeit zurück.
    So einen schlechten Film habe ich seit „Lizenz zum Heiraten“ nicht mehr gesehen.
    Die Story ist schlicht und einfach dämlich. Schauspieler unterirdisch und die so gepriesenen Special Efects grenzen ans lächerliche.
    Sorry an Björn Schneider, aber ein echter Filmkritiker sind sie wohl nicht?!
    Dieser Film ist eine Frechheit. Kein Wunder dass man heutzutage immer mehr verblödet.
    Da guck ich doch lieber RTL.

  2. Fand ihn ganz nett, guter Durchschnitt – mehr aber auch nicht. Sooo schlecht wie oben beschrieben ist er aber echt nicht, finde ich. Klar, Timberlake und Seyfried sind nicht die größten Schauspieler, aber sie passen zum jungen, modernen Look des Films. Kleiner Tipp an Philipp: Künftig einfach mal im Vorfeld ein wenig über den Film informieren, dann werden künftig solche Enttäuschungen vermieden, ganz einfach!

  3. Ich finde diesen Film sooo schön.
    Ich weiss gar nicht was ihr gegen den Film habt ?!
    Empfehle den Film aufjedenfall weiter….
    I Love It <3

  4. Also ich fand den Film nicht schlecht. Fand die Idee super, die Umsetzung allerdings naja… hätte mir ein wenig mehr gewünscht. Aber naja man kann ihn sich auf jedenfall mal ansehen. Zum Glück hab ich den nicht im Kino gesehen sondern jetzt erst auf Sky. Die 10 Euro fürs Kino hab ich mir da zum Glück gespart.

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