Fences Kritik

Troy Maxson (Denzel Washington) lebt im Pittsburgh der 50er-Jahre. Er führt ein einfaches Leben, versucht seiner Familie aber dennoch Beste zu bieten. Was nicht immer einfach ist, denn als Müllmann verdient man nicht viel. Troy aber ist ein Kämpfer, weshalb er auch versucht, bei seinem Arbeitgeber durchzusetzen, dass er ans Steuer des Müllautos darf. Ein Recht, dass sein Arbeitsgeber eigentlich nur Weißen zugesteht. Die Rassenproblematik beschäftigt Troy oft, denn seiner Ansicht nach wurde er aufgrund seiner Hautfarbe einst an einer erfolgreichen Baseball-Karriere gehindert. Er war ein talentierter Spieler und bis heute hat er es nicht verwunden, dass es mit der erfolgreichen Profi-Karriere nicht geklappt hat. Troys innerer Konflikt wird noch verstärkt, als sein Sohn Cory (Jovan Adepo) die Chance erhält, auf dem College Football zu spielen. Troy erlaubt ihm jedoch nicht, das College zu besuchen. Er will verhindern, dass Cory ebenso enttäuscht wird, wie er damals. Doch ist das der wahre Grund? Der Beginn eines zermürbenden Familienstreits.

Nach „Antwone Fisher“ und „The Great Debaters“ ist „Fences“ der dritte Spielfilm, bei dem Hollywoodstar Denzel Washington Regie führte. „Fences“ geht als einer der großen Favoriten in die diesjährige Oscar-Verleihung. Vier Mal ist das Rassen- und Sozial-Drama für den Goldjungen nominiert, darunter in der Königsdisziplin für den besten Film. Die Produktion entstand von April bis Juni 2016 an Originalschauplätzen in Pittsburgh, Pennsylvania. Denn dort spielt auch die Handlung des gleichnamigen Theaterstücks, auf dem „Fences“ basiert. Es wurde zu Beginn der 80er-Jahre von dem Dramaturgen August Wilson verfasst. Bereits 2010 spielte Washington am Broadway erfolgreich für einige Wochen die Rolle des Troy Maxson. Bei Produktionskosten von rund 20 Millionen US-Dollar, spielte der Film in den nordamerikanischen Kinos rund 55 Millionen US-Dollar ein.

„Fences“ ist das Paradebeispiel für einen Ensemble- und Schauspieler-Film. Hinsichtlich Plot und Dramaturgie, passiert in diesem Drama nicht allzu viel. Über 130 Minuten lang, ist der Film fast ausschließlich auf die Wohnung der Maxsons sowie deren Garten als einzige Schauplätze, beschränkt. Auch ist „Fences“ extrem wortlastig. Den Schwerpunkt machen dabei die endlosen Monologe und Belehrungen von Troy (vor allem seinem jüngsten Sohn gegenüber), aus. Dennoch – und das ist das große Kunststück, das Washington und seinen Kollegen hier gelingt – ist der Film zu keiner Sekunde langweilig oder langatmig. Dies liegt vor allem in den überragenden Darsteller-Darbietungen, begründet.

Allen voran Oscar-Preisträger Denzel Washington spielt sich als ambivalenter Troy Maxson die Seele aus dem Leib. Für seine leidenschaftliche Verkörperung einer gebrochenen Seele, könnte sein zweiter Hauptdarsteller-Oscar hinzukommen (nach „Training Day“). Ambivalent ist seine Figur deshalb, weil sie sich ständig wiederspricht. Sowohl hinsichtlich ihrer Handlungen als auch in dem, was Troy seinen beiden Söhnen gegenüber predigt, Mit dem Unterschied, dass die von ihm aufgestellten Regeln und Normen für eine Person nicht gelten: für ihn selbst. So betont er seinem Nachwuchs gegenüber wieder und wieder die Bedeutung von Familie, Ehrlichkeit, Traditionen und konservativen Wertvorstellungen. Er selbst aber betrügt seine Ehefrau mit einer anderen. Schlimmer noch: er bekommt ein Kind mit dieser Frau.

Ein weiteres Beispiel: er verweigert seinem sportlich äußerst talentierten Sohn das Recht darauf, seinen Traum vom Profisportler zu leben. Und das, weil er selbst nie die Chance auf eine erfolgreiche Profi-Karriere hatte. Seiner Ansicht nach nur, weil er „die falsche Hautfarbe“ hatte. Dies widerspricht sich erneut massiv: eigentlich erkennt er sich in seinem jüngsten Spross wieder und war früher ebenso ehrgeizig und motiviert. Aber wohl aus Angst, sein Sohn könnte später etwas wahrmachen, was Troy zeitlebens versagt blieb, zwingt er Cory dazu, ein ehrliches Handwerk zu erlernen. Dieser Konflikt ist es auch, der am Schluss des Films wohl hauptverantwortlich für Troys tragisches Ende ist.

Die große Heldin des Films ist Troys Frau Rose, brillant verkörpert von Viola Davis. Was sie im Laufe von „Fences“ zu ertragen hat ist eigentlich weit mehr, als ein Mensch im Stande ist auszuhalten. Neben den Schauspieler-Leistungen, überzeugt der Film aber auch mit seinen authentischen, detailgetreuen Kulissen, Kostümen und Requisiten. Egal ob es die 40 Oldtimer aus jener Zeit sind, die Washington eigens für den Film zum Drehort bringen ließ, die Kleidung der Figuren oder die Innenausstattung der Wohnung der Maxons: Atmosphäre und Stimmung in einem afroamerikanischen Viertel in Pittsburgh in den 50er-Jahren, werden zu jeder Zeit plausibel und wahrhaftig wiedergegeben.

Fazit: Trotz über 139 Minuten Laufzeit, stellt sich bei diesem mit authentischen Sets und realistischer Ausstattung garnierten Familien- und Sozial-Drama niemals Langeweile ein. Den brillanten Schauspielern sei Dank, die ihre Rollen derart intensiv und kraftvoll verkörpern, dass es einem den Atem verschlägt.

Bewertung: 5/5

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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