Die fast vergessene Welt

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16 Jahre hat es gedauert, bis eine „Jurassic Park“-Persiflage das Licht der Leinwand erblickte. Mit einem zum Thema passenden monströsen Budget ausgestattet, setzt „Die fast vergessene Welt“ zum Rundumschlag gegen Dinosaurier, aber auch alberne Sci-Fi-Filmchen aus früheren Jahrzehnten an. Ob die Fantasy-Groteske mit US-Superstar Will Ferrell in der Hauptrolle überzeugen kann, erfahrt ihr in dieser fast unvergesslichen Monsterkritik.
 
 
Die fast vermessene Welt
Dr. Rick Marshall (Will Ferrell) ist nicht nur Paläontologe, sondern auch ein streitbarer Geist, wie er in einem Fernsehinterview beweist. Seine Kontroverse mit dem Moderator Matt Lauer endet schmählich für Marshall, dessen Theorie von Paralleluniversen, die er mit Hilfe einer selbst gebauten Apparatur bereisen könne, auf Skepsis stößt.

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Gedemütigt zieht sich Marshall aus dem öffentlichen Licht zurück und verdingt sich seine Brötchen als Lehrer. Eines Tages taucht nach dem Unterricht die junge Holly (Anna Friel) auf und präsentiert dem verblüfften Wissenschaftler einen sensationellen Fund: Ein modernes Feuerzeug, das von Dinosaurierfüßen in den Boden gerammt wurde! Um dem Geheimnis um den Fund auf die Spur zu kommen, probiert er seine Maschine in einer abgelegenen Gegend aus. Tatsächlich funktioniert diese und gemeinsam mit Holly und dem unfreiwilligen Zaungast Will (Danny McBride) landet er in einem Paralleluniversum.

Leider verliert der zur Arroganz neigende Wissenschaftler seine Apparatur unmittelbar nach der Ankunft, sodass die drei Parallelweltreisenden in einer seltsamen Welt mit Höhlenmenschen, Dinosauriern und Echsenmenschen gefangen sind. Ihnen zur Seite steht der Urzeitmensch Chaka (Jorma Taccone), dessen Hilfe sie bitter nötig haben. Denn nicht nur die Echsenmenschen, sondern auch ein eingeschnappter T-Rex sind hinter ihnen her …

Sexy Rexy

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Einer ungeschriebenen Regel nach soll man als Kritiker ja immer mit dem Positiven beginnen. In welchem Punkt kann also „Die fast vergessene Welt“ überzeugen? Eigentlich nur in einem Einzigen: Dem eigentlichen Star des Filmes in Gestalt eines T-Rex, der vor allem hinter Marshall her ist, nachdem ihn dieser als unglaublich dämlich diffamierte. Der CGI-animierte Riese mit dem Gehirn einer überdimensionierten Walnuss erweist sich als netter optischer Aufputz inmitten billiger Kulissen.

Und hiermit wären die positiven Aspekte des Filmes bereits zur Gänze ausgeschöpft.
Was läuft bei dem Will-Ferrell-Vehikel falsch? So gut wie alles. Zum einen sind die Darsteller suboptimal gewählt. Ob man mit Will Ferrell etwas anfangen kann oder nicht ist natürlich Geschmackssache. In den USA ein Superstar, laboriert der Kalifornier am selben Problem wie Adam Sandler: Außerhalb der Staaten hält sich seine Fanschar in überschaubarem Rahmen. Weshalb dem so ist, wird in „Die fast vergessene Welt“ wie schon etwa in „Die Eisprinzen“ deutlich erkennbar: Die beschränkten mimischen Fähigkeiten. Zwischen einem Will Ferrell und beispielsweise Jim Carrey oder Jack Black liegen ganze Parallelwelten.

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Nicht viel überzeugender sind seine Schauspielgefährten: Anna Friel (bekannt aus der TV-Serie „Pushing Daisies“) ist das obligatorische weibliche Zierwerk, dessen Funktion sich darauf beschränkt hübsch auszusehen, selbst wenn sie von T-Rex-Speichel vollgeschleimt wird. Die Funktion von Danny McBride als eher zufällig in das „Abenteuer“ Hineingezogener lässt sich höchstens als Unfunny Sidekick beschreiben.

Smells like T-Rex-Piss!
Auf ähnlich bescheidenem Niveau sind die „Gags“ angesiedelt. Es grenzt schon an Genialität, eine dermaßen unlustige Parodie auf „Jurassic Park“ & Co. zu schaffen. Zwar ist das Resultat nicht dermaßen unterirdisch wie die Anti-Genre-Referenz „Meine Frau, die Spartaner und ich“, doch während der Laufzeit von rund 100 Minuten gelangt der Streifen nur selten auch nur in die Nähe zu etwas Ähnlichem wie einem Gag.

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„Die fast vergessene Welt“ wird von schalen Wortwitzchen, stumpfer Situationskomik und Steinzeithammer-Humor dominiert. Was fällt Regisseur Silberling zur bekannten „T-Rex-Pisse“-Szene aus „Jurassic Park 3“ ein? Klar: Will Ferrell übergießt sich zum Schutz damit. Wer dieser Art Humor etwas abgewinnen kann, wird sich in diesem Film pudelwohl fühlen. Alle anderen dürften sich unablässig die Frage stellen, wieso nicht einmal rein zufällig einmal ein Gagversuch tatsächlich gelingt.

Es ist sagenhaft, wie wenig „Die fast vergessene Welt“ aus den offensichtlich parodierten Vorlagen herauszuholen versteht. An welches Zielpublikum sich der Film wendet, bleibt unklar. Einige deplatziert wirkende drastische Szenen (explodierender Dinosaurier!) sind für Kinder etwas zu heftig. Andererseits sprechen die billigen Pappkulissen und spärlichen Effekte dafür, ein kindliches, noch nicht optisch verwöhntes Publikum anzuvisieren.

1960er-Charme für 100 Millionen Dollar

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Nun mag man zugestehen, dass die Produzenten bewusst auf das spärliche Design von B-Movies früherer Zeiten setzten. Allerdings stellt sich dann die Frage, was mit den 100 Millionen Dollar an Budget finanziert wurde. Denn abgesehen vom T-Rex gibt es keinerlei Schauwerte, die mit halbwegs modernen Standards auf einer Höhe sind. Die Gummianzüge der „Echsenmenschen“, wie auch das „Fell“ der Höhlenmenschen machen einem B-Movie der 60er Jahre alle Ehre. Nur: Was haben sie in einem dermaßen hoch budgetierten Film verloren? Zum Vergleich: Keiner (!) der bislang 3 produzierten „Jurassic Park“-Filme verfügte über ein Budget in dieser Preiskategorie.

Zur Handlung selbst genügen wenige Worte: Naiv, unausgegoren und nicht immer logisch nachvollziehbar. Dies ist bei einer Komödie für gewöhnlich kein Beinbruch, solange die Gags passen. Ist dies wie hier nicht der Fall, konzentriert sich das Augenmerk auf die Story. Und die ist nicht nur krude, sondern zudem ungemein langweilig. Nicht selten stellt sich sogar der Eindruck ein, den Beteiligten sei es darum gegangen, ein ungeliebtes Projekt möglichst rasch durchzuziehen und hinter sich zu bringen. Beginnend bei den blassen Darstellern, über die schlampigen Sets bis hin zur lieblos zusammengeklatschten Story: „Die fast vergessene Welt“ ist ein einziges Desaster, über das entweder schon bald Gras wachsen wird oder das im Gegenteil zu einem Trash-„Kultfilm“ avancieren könnte, wie es etwa beim nicht viel älteren „A Sound Of Thunder“ der Fall ist? Verglichen mit Silberlings Werk kann dieser jedoch mit so etwas Ähnlichem wie einem Plot sowie viel unfreiwillig komischem Humor aufwarten.

Fazit: Liebhaber schlechter Filme dürfen sich „Die fast vergessene Welt“ nicht entgehen lassen! Alle anderen sollten lieber den Mantel des Vergessens über diese cineastische Beleidigung ausbreiten.


Darsteller

  • Will Ferrell … Dr. Rick Marshall
  • Anna Friel … Holly Cantrell
  • Danny McBride … Will Stanton
  • Jorma Taccone … Chaka
  • John Boylan … Enik
  • Brian Huskey … Lehrer
  • Matt Lauer … Matt Lauer (Fernsehmoderator)

Regie
Brad Silberling

Produktionsland, Jahr
USA, 2009

Die fast vergessene Welt Trailer

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5 Kommentare

  1. Echt selten so eine schlechte Kritik.
    man soll ja mit den guten sachen anfangen. also das mit dem budget mag wohl stimmen, sieht man echt nicht
    ABER er soll so schlecht aussehen und mit Jurassic Park hat das leider wenig zu tun. ein paar sachen wurden entnommen aber der film basiert auf der „b-serie“ gleichen namens aus den 70er.
    Bau die Kritik das nächste mal darauf auf.

  2. Na na na. Wir wollen die Kirche mal im Dorf lassen. Ich bin und war nie ein Fan von „Will Ferrell“ und selbst nach diesem Streifen wird sich nichts dran ändern aber dieser Film wirkt in keinster Art und Weiße irgendwie billig. Es ist einfach perfekte „Sonntags-Nachmittags“ Unterhaltung die man sich ruhig einmal antun darf. Ich habe wirklich schon schlechteres gesehen.

  3. Parodie auf Jurassic Park ????? Nein, es ist eine Parodie einer Serie aus den 70ern die zwar billig aussah aber interessante und unheimliche Mysterien in sich trug: Im Land der Saurier. Danke an Hollywood für diesen Pfeffer. Hätte man die ernste Geschichte der Serie, mit der teilweise guten Optik des Filmes gepaart, wäre dass perfekt gewesen und hätte Jurassic Park wie auch die Serie Lost bei weitem übertrumpfen können.

    Mein gößter Wunsch wird wohl auch nicht aufgehen. Dass der Film einen Sender dazu animieren könnte die Originalserie wieder zu zeigen.

    Der Film ist nicht zum Lachen, er ist zum heulen für Fans der alten Serie.

  4. Ich bin kein fan schlechter filme. und dieser film ist keineswegs schlecht. für mich ist er besser als traumschiff surprise.

  5. Ist das schlecht: Wenn man eine Kritik schreibt, sollte man sich auch ein wenig mit dem eigentlichen Original auseinandersetzen! (bei dem es sich wie erwähnt um eine Serie handelt und NICHT um Jurassic Park!

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