Das dunkle Gen Kritik

das dunkle gen filmkritikDie eindringliche, persönlich gefärbte Dokumentation „Das dunkle Gen“ begibt sich auf die Suche nach Ursachen für eine der häufigsten psychischen Erkrankungen unserer heutigen Gesellschaft: der Depression. Im Mittelpunkt der deutschen Doku steht der Arzt Frank Schauder, der selbst seit Jahren unter der schweren Erkrankung leidet, für die bis heute die Gründe und Ursachen noch nicht eindeutig ausgemacht wurden – trotz beträchtlicher Fortschritte in Medizin, Wissenschaft und Forschung in den vergangenen Jahren. Er ist beides: Arzt und Patient und kann daher sehr gut nachvollziehen, wie sich viele der Patienten von Neurologen und Psychiater heute fühlen und welchen Leidensweg sie durchlaufen. Gleichzeitig ist er aber auch Arzt und versucht in diesem Film daher auch, die oft komplexen Inhalte und Gegenstände rund um die Themen „Hirnforschung“ und „Humangenetik“ allgemein und mit Hilfe von Animationen zu erläutern und nachvollziehbar zu machen.

Zudem wird den gesamten Film über auch das persönliche Verhältnis von Schauder zu seinem Sohn beleuchtet, der die depressiven Episoden seines Vaters gut kennt und möglicherweise die Erkrankung von ihm vererbt bekommen hat – genau das ist auch eine der Informationen, die Schauder mit seinen Untersuchungen und Nachforschungen bei Instituten, Experten und Neurologen erhalten will. Regie führten die erfahrenen Doku-Filmer Miriam Jakobs und Gerhard Schick, die seit vielen Jahren hochwertige Dokumentationen zu den unterschiedlichsten Themen sowohl fürs TV als auch das Kino produzieren.

Wichtig an dem Film ist zum einen, dass er aufzeigt, dass die Erkrankung „Depression“ jeden treffen kann, unabhängig von Bildung und Beruf. Auch Ärzte selbst sind davor nicht geschützt. Zudem ist es mutig von Schauder, sich öffentlich dazu zu bekennen und ganz freimütig sowie schonungslos von seinen Erfahrungen mit der Erkrankung berichtet. Für diesen Mut gebührt ihm Respekt, auch weil er nicht davor zurückschreckt, seinen Sohn damit zu konfrontieren. Selbst in diesen intensiven, sehr persönlichen Szenen und Momenten – wenn Schauder das Gespräch mit dem Sohn sucht und ihn ganz direkt darauf anspricht, ob er selber schon mal so etwas wie eine Depression hatte – ist die Kamera dicht bei den Protagonisten und fängt die Reaktionen ganz direkt und unmittelbar ein.

Spannend sind zudem die hochinteressanten Äußerungen und Erläuterungen der Experten. Diese sorgen dafür, dass auch Menschen, die noch keine direkten Erfahrungen mit dieser Art von Krankheit hatten, am Ende des Films schlauer und reicher an Wissen sind. Nicht zuletzt ist dies auch den nachvollziehbar umgesetzten Animationen zu verdanken, die das bunte und komplizierte Treiben der Botenstoffe und Moleküle im menschlichen Gehirn visualisieren.

Die einzige kleinere, aber durchaus verzeihbare Schwäche von „Das dunkle Gen“ ist, dass die Filmemacher mit zunehmender Dauer des Films und damit steigender Anzahl der befragten Wissenschaftler und Ärzte, den Themenkomplex der „psychischen Erkrankung“ ein wenig aus den Augen verlieren. So wenden sie die Ausgangsfragestellung nach der Vererbbarkeit von genetischen Veranlagungen zu bestimmten Krankheiten, auf andere medizinische Felder und Bereiche oder z.B. auch das Thema „Alter“ und „Altern“ an. Das ist unnötig und hätte es in dieser Form nicht gebraucht.

Fazit: Aufschlussreicher und hochspannender Diskurs über die Frage, ob psychische Erkrankungen wie Depressionen vererbbar sind und wodurch diese genau ausgelöst werden.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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Ein Kommentar

  1. Sehr sehr bedrückender, aber sehr interessanter Film, vor allem, wenn man selbst einen solchen Fall aus der eigenen Familie kennt

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