Conjuring 2: The Enfield Poltergeist Kritik

Conjuring 2 filmkritik

Die seherisch begabte, weltweit mit ihrem Mann Ed (Patrick Wilson) nach paranormalen Phänomenen Ausschau haltende Lorraine Warren (Vera Farmiga) wird von einem dunklen Dämon beschattet. Dieser tritt in Gestalt einer Nonne auf, was die beiden „Geisterjäger“ als Warnung deuten, ihre Tätigkeit als Dämonologen für eine gewisse Zeit ruhen zu lassen. Doch die Geister der Unterwelt treiben weiter ihr Unwesen und so dauert es nicht lange, bis die Beiden Spezialisten für übersinnliche Ereignisse nach London beordert werden. Dort fühlt sich die mit ihren vier Kindern in einfachsten Verhältnissen lebende, alleinerziehende Peggy Hodgson (Frances O’Connor) schon länger merkwürdigen, scheinbar paranormalen Phänomenen ausgesetzt. Besonders auf die elfjährige Janet (Madison Wolfe), scheint es das bald als „Poltergeist von Enfield“ in die Geschichte eingehende Wesen abgesehen zu haben. Da bereits Psychologen, Priester und Sozialarbeiter der Familie nicht helfen konnten, ruhen jetzt die letzten Hoffnungen auf Ed und Lorraine Warren.

Nach dem phänomenalen Erfolg des ersten Teils, der bei Produktionskosten von rund 20 Millionen Dollar bemerkenswerte 320 Millionen weltweit einspielte, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung in die Kinos kommen würde. Teil zwei beruht auf einer wahren Begebenheit, die als „bekanntester paranormaler Fall in der Geschichte“ gilt. Im Londoner Stadtteil Ensfield trugen sich ab 1977 im Haus einer vierköpfigen Familie – über den Zeitraum von elf Monaten – unerklärliche, paranormale Ereignisse zu. Als „Ensfield Poltergeist“-Fall ging die Geschichte bald darauf um die Welt. Gedreht wurde der Film von James Wan („Insidious“) an 50 Drehtagen im Herbst 2015 in L.A. und London, dem für die Fortsetzung diesmal 40 Millionen Dollar Budget bereitgestellt wurden.

„Conjuring 2“ zählt zu den besten Horror-Fortsetzungen der jüngsten Zeit, was – bei einer für einen Horrorthriller regelrecht epischen Länge von über 130 Minuten und aufgrund der Brillanz des Erstlings – schon als kleines Kunststück gewertet werden kann. Wie für Regisseur Wan typisch und wie er es vor allem mit seinem Horror-Schocker „Insidious“ auf die Spitze trieb, geht ein Großteil des Schreckens von der Tonspur aus. Wan versteht es wie kaum ein Zweiter, durch Töne und Geräusche eine kontinuierliche Stimmung der Bedrohung und des Grauens hervorzurufen. Sei es durch knarzende Türen, im Hintergrund ertönende schrille Streicher-Klänge oder durch laute, befremdliche und plötzlich auftretende Schreie. Nicht selten ist es daher der musikalischen bzw. Sound-Design-Untermalung geschuldet, dass man als Zuschauer ein ums andere Mal gewaltig zusammenzuckt. Hier untermauert Wan seinen Status als der Meister des Audiovisuellen.

Zudem kommt trotz der langen Laufzeit keine Langeweile auf, was vor allem daran liegt, da Wan seinen Figuren immer die Aufmerksamkeit (und damit die Spielzeit auf der Leinwand) zukommen lässt, die es braucht und die sie verdienen. Die ersten rund 50 Minuten dienen daher fast als reine, ausführliche Einführung der von dem Dämon terrorisierten Familie. Wir erfahren, dass sie gerade genug Geld zum überleben hat, sie unter dem Verlust des Vaters bzw. Ehemannes extrem leidet und letztlich, dass Mutter Peggy mit ihren vier Kinder einfach nur ein ruhiges, friedvolles Leben in bescheidenen Verhältnissen führen will. Durch diese ausgiebige Charakterzeichnung entstehen Mitgefühl und Sympathien für die Familie, was dazu führt, dass man als Zuschauer selbst mehr und mehr darunter leidet, wenn die Attacken der paranormalen Erscheinung häufiger und heftiger werden.

Zwischendurch gewährt in dieser Phase aber immer auch einen Einblick in den Alltag der beiden Hauptpersonen des Films, die mittlerweile von einem Großteil der Bevölkerung als paranoide, von Esoterik und Spiritualität geblendete Spinner angesehen werden: Ed und Lorraine Warren, die überzeugt von Patrick Wilson und Vera Farmiga verkörpert werden. Vor allem Farmiga gelingt es ausgezeichnet, ihre emotionale, fragile Persönlichkeit immer wieder in jenen Momenten als besonders stark und bewundernswert erscheinen zu lassen, in denen sie (u.a. durch ihr nuancenreiches Mimik-Spiel) klar macht: paranormale Erscheinungen sind kein reines Hirngespinst und sie können, mit viel Kraft und Wille, beseitigt werden.

Fazit: Die durch Mark und Bein gehenden Ton-Effekte, die unzähligen und gekonnt eingesetzten Schockmomente klassischer James-Wan-Machart sowie die überzeugend auftretenden Darsteller sorgen dafür, dass es „Conjuring 2“ mit dem ersten Teil problemlos aufnehmen kann.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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2 Kommentare

  1. Ich habe den Film gesehen und finde ihn etwas schwächer als den ersten. Hauptproblem: die Länge. Natürlich hat er dadurch Zeit, seine Story zu entfalten, aber dadurch schleichen sich auch beträchtliche erzähl. Längen ein. Dadurch wird der Film unnötig langatmig, leider. 20 min kürzer und er wäre i Prinzip auf einer Stufe mit dem Ersten. Der Prolog des Films ist hingegen klasse.

  2. Wieso muss es eigentlich immer und immer wieder Reboots und Sequels und Prequels und Remakes von Filmen geben, die so gut und vielseitig waren. So wie der erste Conjuring. Er brachte vor ein paar Jahren frischen Wind in das angestaubte Gerne und überzeugte mit einer ungewöhnlichen, spannenden Story und nicht zu reißerischen Schockeffekten. Ich habe nun den zweiten Teil am Wochenende im Kino gesehen und muss ganz klar sagen: ein schwacher, allerhöchstens durchwachsener Aufguss des großartigen Originals. Schade, mal wieder

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