Blood River

Blood River FilmkritikDas Thriller-Genre kennt allerlei Spielarten: Mal flirtet es mit purem Horror, wie in „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Sieben“, mal zollt es zeitgeistigen Trends wie Okkultismus Tribut oder präsentiert sich gar als im wahrsten Wortsinne fesselndes Kammerspiel à la „Bound“. Welche Richtung der vom Briten Mark Mason inszenierte „Blood River“ einschlägt kann nicht verraten werden, ohne die entscheidende Plotwendung und somit einen großen Teil des Sehvergnügens vorwegzunehmen.
Ob der sichtlich preisgünstig produzierte Thriller einen näheren Blick lohnt oder sich als zweistündiger Langeweiler entpuppt, wird in nachfolgender unblutiger Rezension enthüllt.

Wüste Flitterwochen
Für das jung vermählte Pärchen Summer (Tess Panzer) und Clark (Ian Duncan) enden die verspäteten Flitterwochen in einer lebensbedrohlichen Situation. Nachdem sie in einem heruntergekommen Kaff übernachtet haben und sich auf dem Nachhauseweg befinden, platzt während der Fahrt ein Reifen. Clark und die schwangere Summer überleben den Unfall zwar mit nur wenigen Schrammen, doch ohne Ersatzreifen können sie das Auto nicht flott machen und mit fremder Hilfe ist mitten in der Wüste nicht zu rechnen.

Als einziger Ausweg bleibt ein Fußmarsch in die nächste Stadt. Dort angekommen stellen die beiden entsetzt fest, dass es sich um einen verlassenen Ort ohne Telefonverbindungen oder fließendes Wasser handelt. Wie aus dem Nichts erscheint der geheimnisvolle Joseph (Andrew Howard), der angeblich ebenfalls eine Panne hatte. Die anfängliche Erleichterung ob seiner angebotenen Hilfe weicht einer stetig ansteigenden Furcht. Denn der Fremde ist offensichtlich nicht jener Retter in der Not, den sich Summer und Clark erhofften …

Nichts ist, wie es scheint
Für „Blood River“ gilt das Motto: „Nichts ist, wie es scheint.“
Der stille und betuliche Beginn wiegt den Zuschauer nicht nur in trügerische Sicherheit, sondern spitzt sich auf ein Szenario zu, das man aus zahlreichen Genrevertretern zur Genüge kennt: Ein geheimnisvoller, ganz offensichtlich von Wahnideen besessener Fremder heftet sich an die Fersen Reisender, was in Blut und Terror mündet. Doch wer sich lediglich die x-te Variante von „Hitcher – Der Highway Killer“ erwartet, wird bewusst in die Irre geführt. Dabei deuten alle Anzeichen auf einen konventionellen Thriller hin: Clark und Summer passieren auf ihrer Fahrt den Tramp Joseph und machen sich über ihn lustig. Wenige Minuten später wäscht der Fremde Blut von seinen Händen, während in der Badewanne seines Hotelzimmers eine blutüberströmte Frau liegt …

Als die beiden Frischvermählten eben jenem Fremden in einer Geisterstadt ausgeliefert sind, eskalieren die Ereignisse auf unvorhersehbare Weise. Was folgt ist jedoch kein plumpes Splatterfest, sondern eine Art Kammernspiel mitten in der Wüste, wobei Regisseur Mason die scheinbar klar abgesteckten Rollen unmerklich, aber doch verschiebt. Die zerbrechlich wirkende, schwangere Summer ist mitnichten ein hilfloses Opfer, das vom starken Mann an ihrer Seite beschützt werden muss. Andererseits entpuppt sich Joseph keineswegs als blindwütiger Psychopath, sondern konfrontiert das Pärchen mit unangenehmen Wahrheiten und dunkelsten Ängsten.

Jeder nur ein Kreuz, bitte!
Wenig subtil werden die religiösen Untertöne in den Plot eingeflochten. Um einen tieferen Zugang zu „Blood River“ zu finden, darf man sich vor der Auseinandersetzung mit derlei metaphysischen oder transzendentalen Fragen und Gedankenspielereien nicht scheuen. Ob der Film über das Ziel eines reinen Thrillers hinausschießt und spirituelle Aspekte zu sehr in den Vordergrund rückt, ist natürlich Ansichtssache.

Ungewöhnlich für einen Genrevertreter sind die philosophischen Auseinandersetzungen zwischen den Protagonisten, die nicht bloße Fassade sind, um spätere Gemetzel zu rechtfertigen, sondern den Plotverlauf Stück für Stück enthüllen und in einem Schluss enden, der viele Fragen offen lässt und zu Interpretationen einlädt. Eben darin verbirgt sich die größte Schwäche des ansonsten spannenden und interessanten Streifens. Der offenen Fragen bleiben einfach zu viele übrig. Zwar ist es durchaus reizvoll, von einem Film zu eigenen Interpretationen oder Rückschlüssen eingeladen zu werden. Doch nimmt sich „Blood River“ einen Tick zu viel an Freiheit heraus und sorgt beim Abspann für Verwirrung.

Somit wendet sich Masons Werk an Zuschauer, die auch Filmen abseits des Mainstream eine Chance geben. Denn wenngleich „Blood River“ formell dem Thrillergenre zuzuordnen ist, entzieht er sich letztendlich klassischen Handlungsmustern. Eine beabsichtigte Unschärfe, die sich auch im nicht eindeutig zugewiesenen Zeitrahmen des Geschehens widerspiegelt. Die Tatsache, dass keiner der Protagonisten ein Handy bei sich trägt ist völlig beabsichtigt und beileibe kein Anachronismus. Die gezeigten Autotypen und die Sprache („Beatnik“) deuten vielmehr auf einen Zeitpunkt des Geschehens in den 1960er Jahren hin.

Mit wenig Mitteln viel erreicht
Während der letztendlich in einer unbefriedigend erklärten Plotwendung mündende Schluss nicht gänzlich zu überzeugen versteht, erweisen sich die hervorragenden schauspielerischen Leistungen sowie die stets lebendige Kameraführung als weit überdurchschnittlich. Vor allem die visuellen Aspekte verdienen höchstes Lob.

Fazit: Die augenscheinlich geringen Mittel wurden klug eingesetzt, ausdrucksstarke Schauspieler engagiert und ein unkonventionelles Drehbuch in mitunter mystisch verklärte Bilder umgesetzt. „Blood River“ ist kein Film, der jedem gefallen wird. Gerade darin liegt aber auch sein Reiz, zeigt er doch sehr deutlich auf, dass selbst nach mehr als einem Jahrhundert seines Bestehens das Medium Film noch immer nicht sämtliche Facetten ausgereizt hat und offen für Innovationen ist.


Darsteller

  • Andrew Howard … Joseph
  • Tess Panzer … Summer
  • Ian Duncan … Clark

Regie
Adam Mason

Produktionsland, Jahr
USA, 2009

Blood River Trailer



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4 Kommentare

  1. Doie Frage ist, was hat Clark jetzt getan? Werde dies demnächst auf meinem blog näher erläutern, aber ich vermute, dass er dem jungen etwas angetan hat, dieser lebt jedoch am Ende des Films wieder!

  2. Selten erlebt man Filme, bei denen einen der psychische Moment wirklich packt. Wer echte Größen wie Saw oder „The Ring“ (US-Version) kennt, weiß, wie selten solche Produktionen sind, und was Fehlerfreiheit und durchgehende Logik oder gute schauspielerische Künste wirklich wert sind.

    Wer beim Film „Blood River“ ebensolche Qualitäten sucht, wird hierbei bitterlich enttäuscht. Der Film hat derart viele Logikfehler und Unzulänglichkeiten, dass man die Enttäuschung ebenso überspringt wie den „so schlecht, dass er schon wieder witzig ist“-Status. Der Film ist einfach nur lästig, und man tut besser daran, nach den ersten dümmlichen Szenen, die sich bereits anfangs breit machen, abzuschalten.

    Den Inhalt entnimmt man der obigen Angabe der Redaktion. Und um meine Behauptungen nicht leer dastehen zu lassen, hier ein paar „wenige“ der (wirklich) vielen unlogischen Faux-pas, die den Film zu einem echten Schund degradieren:

    Das Pärchen gurkt mit einem Auto mitten durch die endlos weite Wüste. Natürlich nimmt man das Auto! Wer will schon den Flieger benutzen, wenn die schwangere Frau mitfährt? Insbesondere wenn der Ehemann ein gutverdienender Geschäftsmann ist. Und da die Abenteuerlust einen so richtig packt und man Langeweile hasst, nimmt man am besten nur eine mickrige Feldflasche Wasser mit, sowie kein(!!) Proviant. Sogleich hat das Auto auf der ABSOLUT EBENERDIGEN und schnurgeraden Wüstenstraße inkl. ebenso ebenen und unendlich breiten Seitengelände einen Platten bei ca. 60 km/h. Die Konsequenz: Das Auto hat einen zerschossenen Kühlergrill, ist weitgehend Schrott und der Ehemann hat eine gebrochene Nase (!?), während die Frau fast ihr Kind verliert. Hätten die Beiden bloß auf die vielen unsichtbaren Bäume geachtet, gegen die sie gefahren zu sein scheinen. Kurzerhand laufen sie zu einer nahegelegenen (leeren Geister-)Stadt weiter und schmeißen mit Vorbedacht unterwegs die (irgendwann leere) Feldflasche weg. Sehr intelligent, falls man später Wasser finden sollte. In der Stadt und bei genannten 45 °C gurken, sonnen und verbleiben die Leute (insbesondere die Frau) stets im Freien. Klar, wer will auch schon in der Wüste in den Schatten, besonders, wenn man ein Kind austrägt. Während der Ehemann mangels Wasserflut (trotzdem mit mittlerweile absolut blutfreiem Gesicht) dann an einem Wasserhahn seine Wut auslässt, fängt die Frau beim Anblick eines toten Hundes an zu flennen (!?!?). So geht das immer weiter. Als dann ein Fremder in die Geisterstadt eintrifft, und mit religiösen sich stets wiederholenden angedrohten Drohungen daher kommt, wird lediglich dem Ehemann so langsam klar, das hier „vielleicht“ etwas nicht stimmen könnte, während die Frau sich ihm alle Nase lang fast an den Hals schmeißt und sich peranent betatschen lässt.

    Was übrigens die Frau betrifft, reicht es dem Regiesseur scheinbar nicht, ihr das übliche Klischee der schönen, dickbrüstigen aber ebenso hohlen Nuss anzudichten. Denn von vorn bis hinten sind die Handlungen dieser Frau derart schwachsinnig, dass man meinen könnte, dass sie aufgrund schlechter schauspielerischer Bezahlung den Film (mit beachtlichem Erfolg) zu sabotieren versucht. Angefangen von ihrem nervigen und nie aufhöhrendem „Clark, Clark, Clark,….!“ Gejammer und Gekreische (Clark ist ihr Ehemann) durch den gesamten Film bishin zum Umstand, ihrem Mann am Ende eine Kugel aus keinem konkret genannten oder etwa bestätigten Grund in den Kopf zu jagen (und dann mit einer 2-minütigem „Nein, nein, nein..“ Geheule in Endlosschleife zu quittieren), nachdem sie es mittem im Film spielrisch lediglich auf Anweisung eines Frmeden getan hat (die Waffe auf ihren Ehemann zu richten), folgt eine Schwachsinnigkeit der anderen, die eine Intensität erreicht, dass man es eigentlich nicht glauben kann, dass alles auf dem Mist des Drehbuchschreibers gewachsen sein kann.

    Der Film bemüht sich verkrampft um eine Tiefe, die jedoch nie erreicht wird, weil es durch die mangelhaften schauspielerischen Leistungen sowie dem total unlogischen und damit ärgerlichem Verhalten der Protagonisten vereitelt wird. Zu keinem Zeitpunkt nimmt man diesen Film ernst, und die unfreiwillige Komik, die sich bereits in den ersten klischeehaften Minuten/Szenen breitmacht, entfaltet ihre Wirkung innerhalb dieses Films in sagenhaftem Ausmaß.

    Fazit (beinhaltet Spoiler): Der Film ist totale Zeitverschwendung. Ein Lachen kann hier selbst trotz der unfreiwilligen Komik nicht aufkommen. Vielmehr ärgert man sich, dass der Film, der Anfangs schon einen B-Movie Touch erahnen lässt, es tatsächlich schafft, im weiteren Verlauf immer schlechter zu werden. Von Spannung zu reden (wie weiter oben von der Redaktion angedeutet) ist in meinen Augen die einzig witzige Pointe an diesem Film.

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