Blau ist eine warme Farbe Kritik

Blau ist eine warme Farbe KritikEchte Ausgeglichen- und Zufriedenheit findet die 15-jährige Schülerin Adèle (Adèle Exarchopoulos) in der Beziehung mit Thomas (Jeremie Laheurte) nicht, irgendetwas fehlt ihr. Doch erst als sie drei Jahre später die Kunststudentin Emma (Léa Seydoux), eine blauhaarige, geheimnisvolle junge Frau, kennenlernt, begreift sie, dass sie sich auch von Frauen stark angezogen fühlt. Kurze Zeit später beginnen beide eine leidenschaftliche Liebes-Beziehung. Als Emma jedoch immer mehr Zeit mit ihrer schwangeren Ex-Liebe Lise (Mona Walravens) verbringt, reagiert die eifersüchtige und von Verlustangst durchzogene Adèle mit einer Kurzschlussreaktion: Voller Wut und alleine zieht sie los und reißt einen Mann auf.

„Blau ist eine warme Farbe“ ist der fünfte Spielfilm des Filmemachers Abdellatif Kechiche, der hier einen in Frankreich äußerst populären Comicroman von Julie Maroh für die große Leinwand adaptierte. Auf dem Filmfestival von Cannes erwies sich das dreistündige epische Liebes-Drama als großer Abräumer und sorgte für ein Novum: Zum ersten Mal in der Geschichte der Filmfestspiele wurden neben dem Film auch die Hauptdarsteller und der Regisseur mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Zu keiner Zeit langweilig oder langatmig, gelingt Kechiche mit „Blau ist eine warme Farbe“ ein wuchtiger, durchdringender Liebesfilm, dessen Hauptdarsteller mit leidenschaftlichen Performances den Atem rauben.

„Blau ist eine warme Farbe“ ist ein besonderer Film. Zunächst einmal ein besonders langer Film. Fast drei Stunden lässt sich Kechiche Zeit, um seine schwelgerische Geschichte von einer großen Liebe zu erzählen. Dass sich dabei zu keinem Zeitpunkt Längen einschleichen, ist neben den beiden fabelhaften Darstellerinnen auch der sanften, ruhigen Inszenierung von Kechiche zu verdanken. Lange Kamera-Einstellungen und unzählige Groß-Aufnahmen der Gesichter von Adèle und Emma lassen den Zuschauer am Gefühlsleben der beiden Frauen teilnehmen. Die Kamera verweilt lange auf den Gesichtern, so dass jede (auch nur minimale) Änderung in Gestik und Mimik sofort deutlich wird und sich eine veränderte Gefühlslage unmittelbar im Gesicht der Protagonisten wiederspiegelt.

Doch der Film ist vor allem dank Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux so außerordentlich sehenswert geraten, die ihre Figuren mit Hingabe und Ekstase verkörpern. Exarchopoulos nimmt man die unsichere, sich ihrer Gefühle oft nicht bewussten Adéle genauso ab wie Seydoux die selbstbewusste, dominante Künstlerin Emma, die ihre neue Freundin schnell in die Rolle des unbedarften Hausmütterchens drängt. Die Sexszenen sind derart authentisch, explizit und eindringlich geraten, dass man sich beim Zusehen immer wieder vor Augen führen muss, dass es sich um einen Film und nicht um abgefilmtes reales Leben zum Zwecke einer Dokumentation handelt. Der Film ist eine einfühlsame Chronik einer großen Liebe voller Hingabe und Lust aber auch voller Schmerz, Tragik und seelischen Höllenqualen. Wie im wahren Leben.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider


Regie:

  • Abdellatif Kechiche

Darsteller:

  • Adèle Exarchopoulos
  • Léa Seydoux
  • Jeremie Laheurte
  • Catherine Salée
  • Aurélien Recoing
  • Sandor Funtek
  • Karim Saidi
  • Baya Rehaz
  • Aurelie Lemanceau

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Ein Kommentar

  1. Ganz ohne zu übertreiben: der schönste Film, den ich in diesem JAhr gesehen habe. Fand Léa Seydoux schon in Winterdieb (2012) großartig.

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