Beschützer wider Willen

Beschützer wider Willen FilmkritikWas dem Deutschen sein Ballermann-Humor nach Art des Hauses Tom Gerhardt, ist dem Ami seine Redneck-Komödie. Völlig anspruchsloser Humor, der sich zumeist aus dem Absondern von Geräuschen oder Flüssigkeiten aus diversen Körperöffnungen speist. Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Vertreter dieses Komödien-Subgenres nennt sich Larry The Cable Guy (sein weniger einprägsamer bürgerlicher Name: Daniel Lawrence Whitney).

Mit „Beschützer wider Willen“ – Originaltitel: „Witless Protection“ fährt der Comedy-Star erneut schwere Geschütze gegen den guten Geschmack sowie politische Korrektheit auf. Ob das Ergebnis zum Lachen oder eher zum Gähnen reizt, erfahrt ihr in nachfolgender Kritik eines Lederhosen tragenden Alpenländers wider Willen.

Bier im Kopf, Tier im Auto, Stier im Nacken
Deputy Larry Stalder (Larry The Cable Guy) versieht seinen langweiligen Dienst als Hilfssheriff in einem hinterwäldlerischen Nest. Die Zeit vertreibt er sich mit seinen Proletenkumpels im schäbigen Diner seiner Freundin Connie (Jenny McCarthy). Während er sich mit allerlei unspektakulären Fällen herumschlagen muss, träumt er von einem aufregenden Leben in Diensten des FBI.

Eines Tages scheint sein eher stumpfer Verstand tatsächlich gefragt zu sein: Drei geheimnisvolle Men in Black unter der Führung von Alonzo Mosely (Yaphet Kotto, bekannt aus „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer anderen Welt“ und „Brubaker“) verirren sich in Begleitung der aufregenden Blondine Madeleine (Ivana Milicevic, „James Bond 007: Casino Royale“) in das Diner. Aus dem Auftreten der MIB schließt Larry sofort, dass es sich um eine Entführung handeln muss. Kurzerhand setzt er alle Hebel in Bewegung, um das vermeintliche Opfer aus den Klauen der Entführer zu befreien.

Dummerweise stellt sich wenig später heraus, dass es sich bei den „Entführern“ um FBI-Agenten des Zeugenschutzprogramms handelt, die Madeleine als Kronzeugin in einem wichtigen Prozess vor den Schergen eines üblen Schurken bewahren sollen. Trotzdem lässt es sich Larry nicht nehmen, die aus feinem Haus stammende Madeleine höchstpersönlich nach Chicago zu transportieren, wo der Prozess stattfinden soll. Eine Reise mit allerlei unvorhersehbaren Absonderlichkeiten für die verwöhnte Blondine, wie einem im Handschuhfach hausenden Opossum oder Larrys fürchterlichen Körperausdünstungen …

Humor, der unterhalb der Gürtellinie beginnt und endet
Lässt man sich auf einen Streifen dieser Machart ein, sollte man jegliches Anspruchsdenken zumindest eineinhalb Stunden lang aus dem aktiven Wortschatz streichen. Die von Charles Robert Carner inszenierte Brachialkomödie „Beschützer wider Willen“ glänzt tendenziell weniger mit feinsinnigem Humor, raffiniert choreographiertem Slapstick oder einem begnadeten Mimen als Hauptdarsteller, denn vielmehr durch Witzeleien der untersten Schublade. Oder vereinfacht ausgedrückt: Was man in diesem Film zu sehen bekommt, kennt man aus zahlreichen ähnlichen Werken der Leinwandgeschichte.

Einen beträchtlichen Teil des Witzespektrums nehmen natürliche Körperaktivitäten ein. Garniert wird das Ganze mit durchwegs öden Dialogen und Gags ohne Pointen. In bester Manier der Werke des inzwischen legendären Produzenten-Trios Zucker, Abrahams & Zucker („Die nackte Kanone“, „Top Secret!“) werden im Minutentakt möglichst viele Witze ins Rennen geworfen, um weniger gelungene durch zündende Gags zu überdecken. Freilich: All der Aufwand nützt rein gar nichts, wenn ein Rohrkrepierer dem nächsten folgt. Womit das größte Problem des Filmes zusammengefasst wäre. Denn Kotzorgien, Stinkfüße oder alberne Faustkämpfe, bei denen die Schläge augenscheinlicher als selbst in billigen Western der Schwarz-Weiß-Ära den Kontrahenten verfehlen, gehören inzwischen zum Standardrepertoire von derlei Komödien. Der einzige tatsächlich funktionierende Gag fällt konsequenterweise in die Kategorie „politisch unkorrekt“ und betrifft das etwas heikle Verhältnis eines amerikanischen Redneck zu einem Mitbürger islamischer Prägung.

Flacher als Jenny McCarthy ohne Silikon
Gleichsam dürfte es niemanden überraschen, dass sich das Drehbuch ebenfalls nicht gerade mit Ruhm oder Einfallsreichtum bekleckert. Während die Story zu Beginn noch um Plausibilität bemüht ist, implodiert das Handlungsgerüst nach ungefähr einer halben Stunde und hangelt sich von einer abstrusen Situation zur nächsten Absurdität. Schade eigentlich, hätte doch der Basisplot Potenzial für eine witzige Verwechslungskomödie geboten. Anstatt dessen serviert der Film komplett sinn- und substanzfreie Abfolgen unwitziger Slapstickszenen. Da landet eine vermeintliche Leiche unmittelbar nach einem „Unfall“ im Sarg eines Bestattungsinstitutes, ohne dass dies für Stirnrunzeln sorgen würde. Und weshalb Madeleine keine einzige der zahlreichen Fluchtmöglichkeiten vor Larry nutzt, obwohl sie anfangs nur von ihm weg möchte, erklärt sich wie die anderen Absurditäten nur mit dem Hinweis darauf, dass es das Drehbuch eben so verlangt.

Charakterzeichnungen abseits der üblichen Klischees – scharfe Blondine, dümmlicher Redneck mit dem Herz am rechten Fleck, gleich oberhalb der monatlich gewechselten Unterhose, Polizeibeamte mit dem IQ ihrer Ray-Ban-Sonnenbrillen, etc. – werden erwartungsgemäß nicht geboten. Ebenso wenig wie schauspielerische Heldentaten, zu denen Hauptdarsteller Larry vermutlich auch nicht befähigt ist.

Wer sich übrigens üppige Ansichten der silikonverstärkten Jenny McCarthy – bekannt aus dem Literaturmagazin „Playboy“ – erhofft, wird bitter enttäuscht. Die gute Jenny ist alles in allem etwa eine Minute lang zu bewundern. Und weshalb sich verdiente Mimen wie Yaphet Kotto oder Eric Roberts für dieses Machwerk zur Verfügung stellten, dürfte ein Fall für die cineastischen X-Akten sein.

Fazit: Wer das Ausrutschen auf einer Bananenschale als die höchste Evolutionsstufe des Humors betrachtet, kann mit „Beschützer wider Willen“ nichts falsch machen. Alle anderen seien jedenfalls vorgewarnt …


Darsteller

  • Larry The Cable Guy … Deputy Larry Stalder
  • Ivana Milicevic … Madeleine
  • Yaphet Kotto … Alonzo Mosely
  • Richard Bull … Sheriff Smoot
  • Eric Roberts … Wilford Duvall
  • Jenny McCarthy … Connie
  • J. David Moeller … Elmer
  • Will Clinger … Bo
  • Omar Dykes … Gus
  • Reno Collier … Tater
  • Dan Waller … Agent Orange (MIB #1)
  • Rick Le Fevour … MIB #2
  • Joseph Luis Caballero … MIB #3
  • Sean Bridgers … Norm
  • Gerry Bednob … Omar
  • Claudia Michelle Wallace … TSA-Agentin

Regie
Charles Robert Carner

Produktionsland, Jahr
USA, 2008

Beschützer wider Willen/Witless Protection Trailer

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