Arteholic Kritik

Arteholic FilmkritikEin Arteholic ist jemand, der nicht ohne Kunst leben kann, der Kunst atmet und letztlich Kunst ist. Ein solcher Mensch ist auch der deutsche Schauspieler Udo Kier, der bis heute in fast 200 TV- und Kinoproduktionen mitgewirkt hat. Als einer von ganz wenigen Deutschen hat es der in Köln geborene Schauspieler in Hollywood zu Bekanntheit gebracht, vergleichbar höchstens noch mit den Regisseuren Roland Emmerich oder Wolfgang Peteresen. Kier steht im Zentrum der ebenso originellen wie abseitigen und höchst anspruchsvollen Kunst-Doku „Arteholic“ von Regisseur Hermann Vaske („Balkan Spirit“). Gemeinsam nimmt der Kunstliebhaber und -kenner Kier den Zuschauer mit auf eine Reise in einige der wichtigsten Kunstgalerien und Museen der Welt, um diesem seinen ganz eigenen, persönlichen Kunstbegriff näher zu bringen. Für „Arteholic“, der auf dem diesjährigen Filmfest München seine Premiere feierte, erhielt Kier den CineMerit Award 2014, der immer wieder auch an visuell und künstlerisch besonders außergewöhnliche (Experimental-) Werke geht. Und so ein Werk ist „Arteholic“ in jedem Fall.

Der Film ist gleichzeitig Schauspieler-Porträt wie auch faszinierender Trip durch die weltweite Gegenwarts-Kunstszene. Der „Kunstsüchtige“ Udo Kier unternimmt mit Regisseur Vaske und damit auch den Kinobesuchern eine Reise in die „Kultstätten der modernen Kunst“, wie sie im Film genannt werden, darunter solch renommierte und weltbekannte Häuser wie das Kölner Museum Ludwig (eines der wichtigsten europäischen Museen für Gegenwarts-Kunst), den Hamburger Bahnhof in Berlin, das Lousiana Museum bei Kopenhagen sowie das Centre Pompidou in Paris, das mit einer Besucherzahl von jährlich fast vier Millionen zu den meistbesuchten Museen Europas zählt.

Auf unterhaltsame und pfiffige Art und Weise führt Kier selbst durch den Film, kommentiert Kunstwerke, Gemälde und Skulpturen, versorgt den Zuschauer mit wissenswerten Infos zu Bildern oder Kunst-Bewegungen und Epochen oder – und das macht einen Großteil des Films aus – er führt Gespräche innerhalb dieser Orte mit einigen seiner langen und treuen Weggefährten über, natürlich, Kunst und das Verständnis von Kunst. Highlights sind die Szenen bzw. artifiziellen Momentaufnahmen etwa mit Skandal-Regisseur Lars von Trier („Antichrist“), mit dem Kier einfach nur minutenlang an einem Tisch sitzt und genüsslich in seine Lektüre versinkt (die Süddeutsche Zeitung, während von Trier im Focus stöbert) und die gehaltvollen, geistreichen Gespräche mit seinen alten Freunden, wie z.B. der Schauspielerin Nicolette Krebitz, den für seine Skulpturen- und Installations-Werke bekannten Künstler Jonathan Meese oder Marc Brandenburg, dem berühmten Berliner Zeichner und Illustrator.

„Arteholic“ verrät dabei nicht allzu viel über die Person Kiers, das will der Film aber auch gar nicht. Vielmehr zeigt er auf, wie wichtig die Kunst im Leben eines der exzentrischsten und begabtesten europäischen Schauspieler der letzten Jahrzehnte ist und dass er mit seinem Faible für die Wirkung von Kunst und seiner „Kunstsucht“ längst nicht alleine ist.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

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