Aliens – Die Rückkehr

Aliens – Die Rückkehr RezensionErfolgreiche Filme ziehen üblicherweise mindestens eine Fortsetzung nach sich, die meist an die Qualität des ersten Teils bei weitem nicht heranreichen kann. Dessen ungeachtet schaffte der kanadische Regisseur James Cameron 1986 das seltene Kunststück, einem Meilenstein des SF- und Horror-Genres ein weiteres Meisterwerk hinzuzufügen. Nicht wenige Fans der „Alien“-Filmreihe ziehen „Aliens – Die Rückkehr“ gar Sir Ridley Scotts „Alien“ vor.
Ob der Kultstatus von Camerons zweitem großen Regiewerk gerechtfertigt ist?

Im Weltall hört dich niemand schnarchen
57 Jahre lang treibt das winzige Rettungsshuttle „Narcissus“ durch die schier unendlichen Weiten des Weltalls. Seine Insassen: Ellen Ripley, einzige menschliche Überlebende des fürchterlichen Wütens eines außerirdischen Monsters an Bord des Erzfrachters „Nostromo“, sowie der Kater Jones.

Als sie rein zufällig von einem terranischen Kreuzer aufgegabelt werden, sind beide kaum einen Tag älter geworden – der Jungbrunnen Hyperschlaf macht es möglich. Doch die wundersame Rettung gerät für Ripley (Sigourney Weaver) zum Alptraum: Kaum hat sie den Schock verdaut, 57 Jahre lang im Hyperschlaf verbracht zu haben, eröffnet ihr Burke (Paul Reiser), ein Vertreter des schier allmächtigen Konzerns „Weyland-Yutani“, dass ihre Tochter bereits vor Jahren verstorben ist.

Dem nicht genug, wird ihr in einem Tribunal die Sprengung der „Nostromo“ als mutwillige Zerstörung von Firmeneigentum zur Last gelegt und ihr die Fluglizenz entzogen. Niemand schenkt ihren Ausführungen Glauben – wie auch, wurde doch LV-426, jener kleine Planet, der den Besatzungsmitgliedern der „Nostromo“ zum Verhängnis wurde, inzwischen besiedelt, ohne dass irgendwelche außerirdischen Aktivitäten gemeldet worden wären.

Doch eines Tages bittet Burke Ripley um Unterstützung: Man habe den Kontakt zur Kolonie LV-426 verloren. Nach anfänglicher Ablehnung entschließt sich Ripley dennoch, an Bord eines Militärkreuzers dorthin aufzubrechen, wo ihr Martyrium begann. Was sie nicht ahnt: Anstatt einer einzigen außerirdischen Kreatur treiben dort ganze Horden der biomechanischen Killer ihr Unwesen …

In der Länge liegt die Würze
Eines vorweg: Erst der „Director’s Cut“ eröffnet die ganze faszinierende Bandbreite der Ideen, die James Cameron in das Sequel einbrachte. Die rund zweieinhalb Stunden lohnen jede einzelne Sekunde davon, entwickeln sie doch die Story stimmig und flüssig, während in der Kino- und Fernsehversion ein wichtiger Teil, nämlich die Hintergrundgeschichte der traumatisierten Newt (Carrie Henn), herausgeschnitten wurde.

Einsteigerfreundlicher Actionkracher
Wie schon in „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ gelingt es Cameron auf ungemein raffinierte Weise, die wichtigsten Handlungsdetails des jeweiligen Vorgängers im Sequel einzuflechten und somit weder jene Zuschauer zu verwirren, die Teil 1 nicht gesehen haben, noch jene zu langweilen, die ihn kennen.

Für heftige Diskussionen innerhalb der Fanszene sorgte und sorgt Camerons Entscheidung für eine deutliche härtere Gangart. Waren die Crewmitglieder der „Nostromo“ noch Zivilisten ohne jegliche Ahnung, womit sie es zu tun hatten, so wird in „Aliens“ ein Trupp abgehärteter Marines mit dem Ziel ausgeschickt, einer etwaigen Bedrohung Einhalt zu gebieten. Zudem können die Soldaten auf Ripleys Kenntnisse zurückgreifen und genießen somit einen „Insiderstatus“.

Anders als der mystifizierende „Alien“ setzt „Aliens“ der Bedrohung eines aus dem Hinterhalt attackierenden Wesens ganze Scharen an außerirdischen Killern entgegen, die allerdings rasch begreifen, wie sie den technologisch überlegenen Feind besiegen können.
Nicht zu Unrecht wurde oft auf eine Vietnam-Analogie hingewiesen. Und tatsächlich schlägt der Übermut der waffenstrotzenden Marines rasch in blankes Entsetzen um als sie erkennen, dass der Feind alle Vorteile des Geländes, sprich, der Gebäude, für sich zu nützen weiß und zudem ausgeklügelter Taktiken fähig ist.
Dadurch entsteht von Anfang an eine nahezu ausgeglichene Kampfsituation zwischen den hochgerüsteten Menschen und den ungeheuer starken, Säure verspritzenden Wesen.

Muttergefühle
Doch es sind nicht die Kampfszenen allein, die „Aliens“ sehenswert machen. Ganz im Gegenteil: Cameron weiß, wie er den Zuschauer emotional in die Geschichte hineinziehen kann. Die tragische Figur der Ellen Ripley dient als emotionaler Aufhänger des Plots. War Ripley in „Alien“ noch eine Figur unter mehreren, so nimmt sie in „Aliens“ ganz klar eine zentrale Rolle ein.
Die einzige Überlebende der „Nostromo“ entdeckt rasch den Beschützerinstinkt für die einzige Überlebende der „LV-426“-Kolonie, das Mädchen Newt, welches noch dazu etwa in jenem Alter ist, das Ripleys verstorbene Tochter aufwies, als sie sie zum letzten Mal gesehen hatte.

Sigourney Weavers (oscar-nominierte!) Darstellung schwankt zwischen Ersatzmutter-Rolle und knallharter, weiblicher „Rambo“-Verkörperung. Eine nur scheinbar widersprüchliche Differenzierung, die ihren faszinierenden Konterpart in der gewaltigen „Alien-Queen“, der eierlegenden „Königin“ der ameisengleich organisierten „Alien“-Spezies. Auch diese „beschützt“ ihren Nachwuchs und erfährt somit tatsächlich eine Art Charakterisierung, trotz ihrer völligen Fremdartigkeit.

Überhaupt stellt die riesige „Alien-Queen“ eine wunderbar komplexe, wie auch originelle Idee dar, die leider trotz ihres Potenzials nicht weiterentwickelt wurde.

Intelligente Bestien
Ein in „Alien“ angedeuteter Wesenszug der unheimlichen Kreaturen wird von Cameron konsequent eingesetzt: Konnte man sich in „Alien“ nie sicher sein, ob die Bestie instinktgesteuert oder mit einem eigenen Bewusstsein ausgestattet agiert, lässt „Aliens“ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es sich bei den Kreaturen um höchst intelligente Wesen handelt.
Ob es sich um das Abschalten des Stroms handelt oder die Bedienung eines Aufzugs: Diese Monster haben nichts mit unzähligen anderen Ungeheuer anspruchsloser Unterhaltung gemeinsam, sondern agieren bewusst, zielstrebig und bar jeglicher Moralvorstellung.

Monströses Meisterwerk
„Aliens“ erweist sich zudem als einer jener Filme, an denen sich der Zahn der Zeit die Zähne ausbeißt. Das schmucklose, völlig auf Zweckmäßigkeit getrimmte technische Equipment, die durchgehend düstere Atmosphäre und die schlichten Uniformen wirken auch nach über zwei Jahrzehnten weder antiquiert, noch gar lächerlich.
Die „Alien“-Kreaturen selbst überzeugen vollends, selbst die rund sechs Meter hohe „Alien-Queen“, die sich trotz ihrer enormen Größe geschmeidig und elegant bewegt.

Einzig die (wenigen) Bluescreen-Effekte sind deutlich als solche zu erkennen und vermögen heutigen Standards nicht mehr ganz zu genügen.

„Aliens – die Rückkehr“ genießt völlig zu Recht einen hervorragenden Ruf und führte Scotts Vorlage nicht nur untadelig fort, sondern verlieh dem „Alien“-Universum zusätzliche Impulse, die leider bereits mit David Finchers „Alien 3“ wieder verworfen wurden.

Wer intelligentes, mitreißendes SF-Kino mit Horrorelementen zu schätzen weiß, wird an „Aliens“ nicht herumkommen und nach schweißtreibenden zweieinhalb Stunden sich auf das nächste Mal freuen, wenn die „Aliens“-DVD erneut im DVD-Player läuft.

Darsteller

  • Sigourney Weaver: Ellen Ripley
  • Carrie Henn: Rebecca „Newt“ Jorden
  • Michael Biehn: Corporal Dwayne Hicks
  • Lance Henriksen: L. Bishop
  • Paul Reiser: Carter Burke
  • Bill Paxton: Private William Hudson

Regie
James Cameron

Produktionsland, Jahr
USA, 1986

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