Addams Family (2019) Kritik

Addams Family

Gomez und Morticia Addams (englische Stimmen: Oscar Isaac und Charlize Theron) leben mit ihren Sprösslingen Wednesday (Chloë Grace Moretz) und Pugsley (Finn Wolfhard) in einer viktorianischen Villa, die auf einem einsamen Hügel in New Jersey liegt. In der Nähe des Schloss-ähnlichen Anwesens, in dem einst eine psychiatrische Klinik untergebracht war, liegt die Stadt Assimilation – ein idyllischer kleiner Vorort, in dem die Welt noch in Ordnung ist. Bis jetzt, denn: Die Bewohnerin Margaux Needler (Allison Janney), eine populäre Moderatorin ihrer eigenen Reality-TV-Show, stört sich an den neuen Nachbarn. Nicht zuletzt deshalb, da sich Needlers Tochter Parker optisch und charakterlich zuletzt sehr verändert hat. Zurückzuführen ist dies auf Parkers neue beste Freundin: Wednesday. Durchzogen von Hass auf die unangepassten Addams‘, plant Needler deren Vertreibung.

Die Anfänge der Addams Family reichen weit in die Geschichte zurück. Der Cartoonist Charles Addams entwickelte die skurrilen Figuren als Gegenentwurf zum Ideal der perfekten, angepassten US-amerikanischen Familie bereits in den 1930er-Jahren. Erstmals erschienen seine Addams-Family-Comics im Magazin „The New Yorker“. Nachdem Mitte der 60er-Jahre eine TV-Serie produziert wurde, schaffte es die bizarre Sippe in den frühen 90ern zweimal auf die große Leinwand: „Die Addams Family“ und „Die Addams Family in verrückter Tradition“ entwickelten sich vor allem in den USA zu veritablen Kassenhits.


Mit ihrem (leider nur mittelmäßig animierten) Film liefern die Regisseure Greg Tiernan und Conrad Vernon ein paar herrliche, schwarzhumorige Boshaftigkeiten gegen die kleinbürgerliche Konformität und Gleichförmigkeit. Und preist im Gegenzug das Anderssein, das Abseitige an, das sich in Form der freakigen, sonderbaren Familienmitglieder manifestiert.

Die verlogene Scheinidylle suburbanen Lebens bringen Tiernan und Vernon etwa in einem Song zum Ausdruck, den die Assimilation-Einwohner als (im wahrsten Sinne) „Hohelied“ auf Anpassung und Traditionen gemeinschaftlich anstimmen. Und wenn einige Nachbarn die sozialen Medien zwecks Verbreitung von Fake News und Gerüchten über die Addams Family nutzen, dann zeigt dies: Den vordergründig ach so braven und biederen Kleinstädtern ist jedes Mittel Recht, um sich der unliebsamen Familie zu entledigen. Anspielungsreich ist „The Addams Family“ darüber hinaus im politischen Sinne. Satirische Seitenhiebe und humorvolle Anspielungen auf Donald Trump und andere (Witz-) Figuren des globalen Polit-Betriebs finden sich immer wieder. Aber sie sind insgesamt sehr subtil und unterschwellig in den Film eingewoben.

Wer mit der Addams Family vertraut ist oder wer die Kinofilme von Barry Sonnenfeld kennt, dem werden die spezifischen Charakteristika und Verhaltensweisen der Familienmitglieder bekannt vorkommen: die schwermütige, emotionslose Wednesday mit ihrem Hang zu Waffen, der leicht unterbelichtete Gomez oder die stets anmutig erscheinende Morticia mit ihrer Vorliebe für – fleischfressende – Pflanzen. Leider vermisst man in der Animationsfilm-Variante folglich aber auch die ein oder andere Überraschung und ein paar frische Impulse. Denn die Social-Media-Themen sowie die Verweise auf unser heutiges Medienzeitalter als einzige echte Neuerungen im Vergleich zu den früheren Adaptionen sind dann doch etwas dürftig.

Fazit: Über weite Strecke sehr unterhaltsame, kurzweilige Animationsvariation der schrägen Monsterfamilie, angereichert mit viel Zynismus und morbidem Witz. Lediglich das Überraschungsmoment fehlt, da sich die Macher bei Charakterzeichnung und Dramaturgie sehr eng an die Kinoadaptionen der 90er-Jahre halten.


Bewertung: 7/10

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.

Das könnte dir auch gefallen:

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.