3 Zimmer/Küche/Bad-Kritik

3-Zimmer-Kueche-Bad-KritikMit der mutigen Tragikomödie „Renn, wenn du kannst“ über die Gefühlsirrungen und –wirrungen eines gelähmten Studenten, gelang Regisseur Dietrich Brüggemann 2010 der große Durchbruch. Auf sensible Weise garnierte Brüggemann seine im Kern tieftraurige, rührende Story mit gezielt eingesetzten humorvollen Momenten und schuf so einen berührenden Film, der es dem Zuschauer trotz aller Tragik erlaubte, auch mal herzhaft zu lachen. Ganz ähnlich gestaltet sich nun der neue Film des Münchners, der sich wiederum als eine Art melancholische Komödie verstehen lässt. In „3 Zimmer/Küche/Bad“, seinem dritten Kinofilm, folgt Brüggemann acht jungen Leuten, die sich in einer der spannendsten Lebensphasen befinden: der Zeit zwischen Mitte 20 und Mitte 30, wenn sich das Studium dem Ende entgegenneigt und man darüber nachzudenken beginnt, was man denn nun eigentlich aus seinem Leben nach der wilden Studentenzeit (beruflich wie privat) machen will.

Diese prägende Lebensphase zwischen dem Ende des Studiums, dem ersten richtigen Job und der Gründung einer eigenen Familie untersucht Brüggemann anhand einer Reihe sympathischer, vielschichtiger Protagonisten, deren Wünsche und Sehnsüchte man selbst sehr gut kennt und daher besonders gut nachempfinden kann. Gefühlvoll erzählt Brüggemann, der das Drehbuch wie bei all seinen Filmen gemeinsam mit seiner Schwester Anna verfasste, vom Versuch der Figuren, ihren Platz zu finden und den richtigen Lebensweg einzuschlagen.

Über einen Zeitraum von einem Jahr begleitet der Zuschauer die acht Personen, um die sich in „3 Zimmer/Küche/ Bad“ alles dreht. Von den Protagonisten ist ständig mindestens einer am Um- oder Einziehen. Nach mehreren Jahren Beziehung suchen Thomas (Robert Gwisdek) und Jessica (Alice Dwyer) nun eine gemeinsame Wohnung. Philipp (Jacob Matschenz), der beste Freund von Thomas, wird sich demnächst mit Maria (Aylin Tezel) eine Wohnung teilen, und das, obwohl er doch heimlich in seine beste Freundin Dina (Anna Brüggemann) verschossen ist. Diese hat jedoch nur Augen für den charismatischen Frauenschwarm Michael (Alexander Khuon). Auch Wiebke (Katharina Spiering), Philipps ältere Schwester, hat ein Auge auf Michael geworfen. Und das Küken Swantje (Amelie Kiefer), die Jüngste im Bunde, verfolgt vom weit entfernten Stuttgart aus das Gefühlschaos und die unzähligen Wohnungs- und Partnerwechsel.

„3 Zimmer/Küche/Bad“ widmet sich einer Phase im Leben, die geprägt ist von Unsicherheiten und Zukunftsängsten und die die jungen Erwachsenen aber auch vor wichtige Entscheidungen in Beruf und Privatleben stellt. In dem Film geht es – wie der Titel vielleicht vermuten lässt – also längst nicht nur ums Ein- und Ausziehen. Die vielen Umzüge bilden lediglich die Bühne des Films, auf der man einen Einblick in das Leben der acht Protagonisten erhält. Die Charaktere sind dabei so unterschiedlich und bunt geraten, dass sich ein jeder Kinobesucher in mindestens einer der Personen wiederentdecken sollte. Die Figuren sind authentisch und dem (älteren) Zuschauer kommen einem deren Ängste und Sorgen bekannt vor. Sie wirken mit all ihren Problemen, Wünschen und Eigenheiten extrem vertraut. Diese Vielfalt und Mischung an verschiedenen Charakteren ist eine der großen Stärken des Films.

Zu Beginn des Films mag aufgrund der vielen Figuren mitunter ein wenig Verwirrung entstehen. Auch dauert es eine Weile, bis man bei all dem Umzugs- und Beziehungschaos den Durchblick hat. Wenn aber nach den ersten 15 bis 20 Minuten alle Charaktere ausführlich eingeführt wurden und man einen Überblick über das Geschehen hat, macht „3 Zimmer/Küche/Bad“ enorm viel Spaß und funktioniert als gefühlvolle Komödie ausgezeichnet. Neben dem bereits erwähnten Realismus, der in den Film eingeflossen ist, überzeugen zudem die gut getimten komischen Momente und Szenen sowie die makellose Verbindung aller Handlungsstränge und Personen. Konsequent verschränkt Brüggemann die einzelnen kleinen Episoden zu einem schlüssigen Werk, in dem trotz einer Länge von fast zwei Stunden nie Langeweile aufkommt – vorausgesetzt, man lässt sich konzentriert auf die ersten 20 Minuten mit der detaillierten Einführung der Personen ein.

Fazit: Glaubwürdige, sympathische Charaktere und die lebensnahen Geschichten machen „3 Zimmer/Küche/Bad“ zu einer erfrischenden Komödie über die Liebeswirrungen und das Chaos im Leben der „Generation Praktikum“.

Diese Filmkritik schrieb unser Redakteur Björn Schneider.


Darsteller:

  • Jacob Matschenz
  • Katharina Spiering
  • Anna Brüggemann
  • Alexander Khuon
  • Robert Gwisdek
  • Alice Dwyer
  • Aylin Tezel
  • Amelie Kiefer
  • Daniel Nocke
  • Corinna Harfouch
  • Herbert Knaup

Regie:
Dietrich Brüggemann

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2 Kommentare

  1. Mir hat der Film sehr gut gefallen. Kann ihn nur empfehlen. Eine der besseren Komödien aus deutschen Landen der vergangenen Zeit. Ganz besonders gelungen ist auch die Besetzung. Vor allem Alice Dwyer und Alexander Khuon überzeugen in ihren Rollen. 4 von 5 Punkten,mindestens;-)

  2. Hab mich gefragt wer den Film gemacht hat und warum. Mehr als eine halbe Stunde hab ich nicht geschafft es anzusehen und dachte dann: Nö, das reicht nun wirklich. Einfach nur laaaangweilig. Warum eigentlich Komödie, wo ist der Witz?

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